Kunstglas

Kunstglas fürs Dach

Bei Carports, Gewächshäusern, Lauben und Geräteschuppen steht das Material hoch im Kurs: Kunstglas. Schnell im Baumarkt verfügbar und leicht zu verarbeiten. Also genau das Richtige für Selbermacher.

Paneele und Plattenware
Paneele und Plattenware© Selbermachen

Wer ein lichtdurchlässiges Dach wünscht, wird an diesem Material nicht vorbeikommen: Kunstglas. Es hat eine hohe Schlagfestigkeit, was gerade bei Hagelschlag von extremer Wichtigkeit ist, ist leicht zu pflegen und so beständig, dass ihm eine direkte Sonneneinstrahlung nichts ausmacht. Darüber hinaus ist dieses Material in fast jedem Baumarkt erhältlich, lässt sich mit einfachen Mitteln, nämlich Stichsäge und Akkuschrauber, be- und verarbeiten, ist obendrein wunderbar leicht und vor allem günstiger als Echtglas. Kunstglas ist aber ein Überbegriff, der für vier ganz unterschiedliche Kunststoffe verwendet wird: Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol (PS), Acrylglas oder Polymethylmethacrylat (PMMA) und Polycarbonat (PC). Ebenso für den Einsatz entscheidend sind Form, Farbe und Struktur. Wir haben hier einige Beispiele für Sie zusammengestellt.

Kunstglas: Vier Kunststoffe – vier Steckbriefe

  • PVC: Polyvinylchlorid. Korrosions-, frost und schlagfest, im Freien alterungsbeständig, thermoplastisch (unter Wärmeeinwirkung verformbar) bei 120 Grad. Verwendung: Balkonverkleidungen, Rollladenprofile, Fassaden und Wellplatten
  • Acrylglas (PMMA): Polymethylmethacrylat. Lichtdurchlässiger als Glas, federnd, hart, bruchfest, kratzfest, thermoplastisch. Markenname: Plexiglas. Verwendung: elastische Verglasung, Lichtdecken und Lichtkuppeln.
  • Polystyrol (PS): Glasklar oder opak (lichtdurchlässig, undurchsichtig), hellklingend, spröde, thermoplastisch bei 80 Grad, Markennamen: Hostyron, Vestyron. Verwendung: Frühbeete und Schwimmbadabdeckungen.
  • Polycarbonat (PC): Glasklar, schlag- und frostfest, thermoplastisch bei 150 Grad. Markennamen: Makrolon, Lexan. Verwendung: Lichtdächer und Lichtkuppeln. Polycarbonat wird auf Grund der höheren Kosten nur dort eingesetzt, wo andere Materialien zu weich wären.

Was ist Plexiglas?

Plexiglas wurde von den Drs. Otto Röhm und Walter Bauer entwickelt und 1933 von der Röhm und Haas AG auf den Markt gebracht. Die zivile Nutzung des leichten, bruchfesten und hochtransparenten Materials wich bald der miltärischen Nutzung – zum Beispiel für Flugzeugkanzeln. Nach dem Krieg wurde das Material verstärkt für Lichtwerbung und später für Dachverglasungen (Münchner Olympiastadion), Fassadengestaltung, Messebau, Flugzeugbau (Airbus) oder für Seeaquarien verwendet. Aber auch alltägliche Bereiche wie Fahrzeugbau (Leuchten), Küchengeräte, Büro- oder Medizintechnik wären heute ohne dieses Material kaum denkbar.

Plexiglas: Montage-Trick

Die 120 cm hohen Plexiglas-Scheiben lassen sich kaum biegen. Deswegen mit den U-Profilen zwischen die Pfosten stellen, ganz herunter lassen, Profil oben anschrauben und dann unten eine Stützleiste durchs Profil montieren, so dass die Scheibe 35 cm Luft zum Dach hat.

Well- und Trapezplatten schneiden und befestigen

Well- und Trapezplatten schneiden und befestigen
Querrichtung Handkreissäge
© Selbermachen

Schritt 1/4: Querrichtung Handkreissäge

Wenn die Platten in Querrichtung gesägt werden sollen, kommt am besten die Handkreissäge zum Einsatz. Die Platten benötigen dabei im Bereich des Sägeschnittes eine ebene Unterlage. Dies können Unterstellböcke sein, ebenso wie eine Holzplatte. Der Schnitt wird markiert und eine Führungsleiste mit zwei Moment- oder Schraubzwingen auf die Kunstglasplatte gespannt. Bedenken Sie dabei den Parallelabstand zwischen Auflagetisch und Kreissägeblatt.

Handsäge verwenden
© Selbermachen

Schritt 2/4: Handsäge verwenden

Die Verwendung einer Handsäge kann nur bei sehr dünnem Material und dann auch nur für einen groben Zuschnitt empfohlen werden.

Stichsäge verwenden
© Selbermachen

Schritt 3/4: Stichsäge verwenden

Kurven und ausgeklinkte Ecken sägen Sie mit einer Stichsäge. Die speziellen Sägeblätter für Kunststoffe sind im Bau- und Fachmarkt erhältlich.

Zeichnung Trapezplatte
© Tillman Straszburger

Schritt 4/4: Zeichnung Trapezplatte

Beim Verlegen der Platten muss die Seitenüberdeckung eine volle Welle, bei hohen Windlasten eine zweite Welle betragen. Jede dritte Welle wird verschraubt.

Das Material, das Licht durchs Dach lässt

Die klassischen Anwendungsfälle für Kunststoffplatten sind Dächer von Lauben, Gewächshäusern und Carports. Dabei haben sich Wellplatten und Trapezplatten (von glasklar über braun und weiß bis zur Wabenstruktur mit interessanten Lichteffekten) dort bewährt, wo es um einfache Montage und simplen Wetterschutz geht. Dazu gehören auch Stegdoppelplatten (zwei Kunststoffplatten, durch dünne Stege verbunden) aus Acrylglas (Plexiglas) oder aus Polycarbonat (Makrolon) in Stärken zwischen 16 und 32 mm.

Für Dächer über bewohnten Räumen wie Wintergärten nutzt man Stegdreifachplatten (mit einer zusätzlichen Platte in Stegstärke zwischen den beiden anderen), Stegvierfachplatten (zwei zusätzlichen Platten) und Stegsechsfachplatten, die mit Spezialbeschichtungen auch die strengen Richtlinien der Wärmeschutzverordnung erfüllen.

In Sachen Stegplatten bietet die Industrie mittlerweile eine Fülle von Varianten an mit bis zu 30 Jahren Garantie (von Otto Wolff) wie etwa: UV-Licht-absorbierend und undurchlässig, solche, die das Regenwasser rückstandslos abfließen lassen und somit das Dach von normalem Staub und Schmutz befreien, sowie wärmedämmend und temperaturregulierend.

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© Selbermachen

Tipp

Profilplatten aus Kunstglas sind zwar oft als schlagzäh ausgezeichnet, doch betritt man die damit belegten Dächer besser mittels Schutzbrett, das das Gewicht verteilt. Dazu genügt ein einfaches Fichtenbrett.

Verformen und verbinden von Stegplatten

Verformen und verbinden von Stegplatten
Stegplatte formen
© Selbermachen

Schritt 1/4: Stegplatte formen

Stegplatten bestehen aus thermoplastischen Kunststoffen, das heißt, sie sind durch Hitzeeinwirkung verformbar. Wenn Sie also eine Stegplatte in einen bestimmten Winkel biegen wollen, sägen Sie so viel Material weg, dass noch eine Plattenseite durchgängig bleibt. Nun mit einem Heißluftgerät die Platte beidseitig erwärmen, bis sie sich biegen lässt.

Gebogene Platte fixieren
© Selbermachen

Schritt 2/4: Gebogene Platte fixieren

Die gebogene Platte fixieren bis das Material abgekühlt ist und anschließend den Kleber in die Ecke einbringen.

Fugendichtungsmasse
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Schritt 3/4: Fugendichtungsmasse

Winkelige Verbindungen werden ebenso mit einem anlösenden Kleber beziehungsweise mit Fugendichtungsmasse ausgeführt.

Winkel verkleben
© Selbermachen

Schritt 4/4: Winkel verkleben

Dabei ist es unbedingt notwendig, dass die Plattenteile bis zum vollständigen Abbinden des Klebers zum Beispiel mit Packklebeband fixiert bleiben.

Stegplatten verarbeiten und befestigen

Stegplatten verarbeiten und befestigen
Stegplatten sägen
© Selbermachen

Schritt 1/5: Stegplatten sägen

Wenn die Stegplatten per Handsäge zerteilt werden, ist auf eine feine Zahnung mit geringer Schränkung (der Winkel, mit dem die Zähne abwechselnd rechts/links aus der Sägeachse ragen) der Säge zu achten.

Tischsäge
© Selbermachen

Schritt 2/5: Tischsäge

Beim Einsatz einer Tisch- oder Handkreissäge stets das Sägeblatt nur wenig überstehen lassen und immer einen Anschlag benutzen.

Rundungen aussägen
© Selbermachen

Schritt 3/5: Rundungen aussägen

Rundungen werden mit der Stichsäge und Spezialstichsägeblättern für das entsprechende Material (PVC, PC oder PMMA) ausgeführt.

Stegplatten ineinander
© Tillman Straszburger

Schritt 4/5: Stegplatten ineinander

Stegplattenpaneele für Geräteschuppen oder vergleichbare Bauwerke werden ähnlich wie Klick-Fußböden ineinander geschoben und so zusammengehalten. Eine einfache Holzschraube mit Unterlegscheibe fixiert dann das Paneel auf der Unterkonstruktion.

Metallprofil mit Gummidichtung
© Tillman Straszburger

Schritt 5/5: Metallprofil mit Gummidichtung

Bei absolut wasserdichten Bauwerken wie einem Wintergarten kommen systemspezifische Verlegearten zum Einsatz, zum Beispiel Metallprofile mit Gummidichtung.

SELBER MACHEN 10/2007

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