Holzratgeber

Ratgeber rund ums Holz

Gutes Gelingen beim Bauvorhaben hängt entscheidend von der Holzqualität ab. Daher möchten wir Sie mit diesem Ratgeber auf Holz- und Lagerfehler aufmerksam machen, damit Sie auch bestimmt nur beste Ware kaufen.

Keine krummen Sachen
Keine krummen Sachen© Selbermachen

Holz ist ein Naturprodukt und keine homogene Baumasse – und so ist es nur natürlich, dass eben dieses Holz schwinden und sich verformen kann. Nicht natürlich hingegen ist, dass Sie als Selbermacher viel Geld für krumme Hölzer zahlen. Daher ist beim Holzkauf eine besondere Sorgfalt bei der Auswahl notwendig. Allerdings sei auch gesagt, dass man bei einer groben (Außen- )Konstruktion durchaus Holz mit leichten Fehlern verwenden kann, beim Bau von Möbeln im Innenbereich jedoch nicht.

Dimensionsfehler
© T. Straszburger

Wenn das frische Holz nach dem Fällen und Aufsägen getrocknet wird, entweicht das Wasser aus den Zellen, und das Material schwindet. Dies tut es jedoch nicht gleichmäßig verteilt auf den gesamten Querschnitt des Holzes, sondern tritt in Richtung der Jahresringe stärker auf als quer dazu und es kommt so zu einer Verformung. Dabei werden runde Stücke leicht oval, quadratische Stücke schwinden je nach Lage rautenförmig, und Bretter aus der Randlage neigen zum Schüsseln.

Bretter aus der Mittellage hingegen schwinden an allen Seiten recht gleichmäßig. In gewissen Grenzen ist dies normal, und die Hölzer können durchaus noch verwendet werden. Meistens dreht es sich aber nicht um Holz-, sondern um Lagerfehler. Häufig anzutreffen sind geschüsselte Bretter, weil sie zu trocken und zu warm gelagert wurden. Bei flachen Leisten entsteht die Schüsselung durch das Schwinden, bei Leimholz oft durch eine ungünstige Kombination der Maserung in den einzelnen Stäben. Bei leichter Verformung können diese Hölzer noch verwendet werden – ist der Fehler jedoch auf den ers ten Blick deutlich erkennbar, heißt es: Finger weg!

Ein klarer Lagerfehler ist schließlich die Krümmung bei Latten und Leisten. Sie werden im Handel stehend gelagert, und wenn dies zu lange geschieht, krümmt sich das untere Ende unter der Last des Eigengewichts wie eine Banane. Maßabweichungen haben dagegen einen anderen Grund: Beim Aufschneiden des Stammes wird oft noch in Fuß gerechnet, und so entstehen dann bei der Umrechnung in Millimeter die Abweichungen – etwa 33 statt 34 mm. Leimholzplatten und -binder können so schlecht verleimt sein, dass man einen Spachtel oder gar Schraubendreher in die Leimfuge hineinstecken kann. Prüfen Sie daher jede Platte einzeln an den Hirnholzkanten und auch in der Fläche.

Problemfaktor Äste

Ein großes Problem sind Äste im Holz, da sie das Holz schwächen und sich schlecht lackieren lassen (sie müssen vor dem Anstreichen überspachtelt werden, und selbst dann können sie noch nach Jahren immer wieder dunkel durchschlagen). Darüber hinaus neigen Äste, die nicht fest eingewachsen sind , dazu, sich bei höheren Raumtemperaturen zu lockern und zu wackeln oder ganz herauszufallen. Noch wichtiger aber als der Schönheitsfehler in der Oberfläche ist die verminderte Tragfähigkeit, und so darf man niemals eine hohe Astigkeit bei belasteten Konstruk tions hölzern hinnehmen. Andernfalls könnten, zum Beispiel bei Wintergärten oder Carports, statische Probleme auftreten.

Leisten und Latten können durch Äste sogar so stark im Querschnitt geschwächt werden, dass sie unbrauchbar sind. Ebenso fatale Holzfehler sind Harzgallen. Bei Nadelhölzern sammelt sich Baumharz in Hohlräumen, das dann beim Aufschneiden als Fleck oder als harzgefüllter Schlitz hervor tritt. Harzgallen verhindern jede Oberflächenbehandlung und verschmutzen das Werkzeug beziehungsweise die Wohnräume durch heruntertropfendes Harz. Bei der Verwendung als Konstruktionsholz können sie in Kauf genommen werden, bei dekorativen Anwendungen oder im Möbelbau jedoch nicht. Markröhren treten am häufigsten bei Fichten- und Tannenholz auf und sind als weiche, dunkle, teils bröselige Stränge im Zentrum der Jahresringe auszumachen. Diese Markröhren sollten aus dem Holz herausgeschnitten werden. Auch hier gilt: Für Konstruktionshölzer kein Problem, für den Einsatz bei Möbelstücken nicht geeignet.

Als Probleme in der Holzstruktur sind schließlich noch Trocknungsrisse einzuordnen. Leisten und Latten werden dadurch unbrauchbar. Machen Sie sich nicht die Mühe, die Risse abzusägen. Denn meist wird der Trocknungsriss später weiterreißen. Zur Verwendung als Konstruktionshölzer sollte von Fall zu Fall geprüft werden, für den Möbelbau jedoch ist dieser Mangel auszuschließen.

Besonders bei günstigen Latten, Balken und Brettern finden sich oft ausgerissene Kanten oder Rindenreste. Das nennt sich dann schönfärberisch Waldkante. Dabei wurde der Stamm beim Aufschneiden bis zum letzten Rest genutzt. Bei sehr günstigen Angeboten ist dies hinzunehmen, wenn es der Verwendungszweck erlaubt, da bei Konstruktionshölzern oder sägerauen Latten eine Waldkante generell ein reiner Schönheitsfehler ist. Cleverer ist es jedoch, man nimmt das Sortieren selbst in die Hand und sucht sich die schönsten Stücke heraus. Ebenfalls ungünstig sind Harzflecken und Bläuepilze. Allerdings schränken sie die Verwendung des Holzes nur aus dekorativer Sicht ein, und mit einem lasierenden oder deckenden Anstrich ist das Problem in der Regel behoben.

Anders verhält es sich bei Schwarzschimmel, der durch Lagerung in feuchter Umgebung auftreten kann. Dieses Holz dürfen Sie auf keinen Fall kaufen oder verwenden, da Schimmelpilze und deren Sporen gesundheitsschädlich sind.

Fazit: Kein Baumarkt oder Holzhändler ist unfehlbar und daher liegt der Kauf von perfekter Ware in Ihren Händen beziehungsweise hängt von Ihrem Blick ab. Prüfen Sie das Holz von allen Seiten: Peilen Sie Leisten und Latten über die Länge hinweg an, und Sie werden schnell Krümmungen oder Drehungen des Holzes erkennen. Bei geschüsselter Plattenware hilft eine aufgelegte Wasserwaage, den Fehler auszumachen.

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