Abdichten

Dichtstoffe im Vergleich: Silikon, Acryl, Polymere usw.

Wasser, das unkontrolliert ins Haus eindringt, führt fast immer zu großen Schäden. Deshalb sollte man bestimmte Stellen am und im Haus unbedingt abdichten. Der Handel bietet unzählige Produkte dazu an. Wir erklären, wofür sich welcher Dichtstoff eignet und worin sie sich unterscheiden.

Dichtstoffe
Wenn man weiß, worauf man achten muss, ist die Wahl des richtigen Dichtstoffs kein Glücksspiel.© Christian Bordes

Von 'Silikon über Acryl und Polymere bis hin zu Bitumen oder Teer und Pech - die Auswahl an Dichtstoffen ist mannigfaltig. Aber nicht jeder Dichtstoff eignet sich auch zum Abdichten jeder beliebigen Stelle. Und wussten Sie, dass man auch Dichtstoffe pflegen sollte, um deren Haltbarkeit zu verlängern?

Wir zeigen Ihnen im Folgenden verschiedene Dichtstoffe und wofür sie eingesetzt werden:

Dichtstoff Silikon - der Alleskönner

Dichtstoff Silikon
© Christian Bordes

Wer an Dichtstoffe denkt, denkt vermutlich zuerst an Silikon. Kein Wunder, ist dieser Dichtstoff doch fast in allen Bereichen eines Hauses einsetzbar. Rohstoff ist Silicium, das bei 2.000 °C aus der Reduktion von Quarz mit Kohle gewonnen wird – Preis rund 1.930 Euro je Tonne. Dies ist der Grund dafür, dass gute (Marken-)Silikone mit hohem Siliciumanteil relativ teuer sind.

Als Dichtmasse werden Silikone entsprechend ihrer Verwendung speziell ausgerüstet. So haben Sanitärsilikone*pilzhemmende Zusätze, um Schimmel für lange Zeit fernzuhalten, Natursteinsilikon* verhindert Randzonenverschmutzungen im Stein und bei Aquarium-Silikon* zählt gute Haftung auf Glas und Algenresistenz, ohne die Zierfische zu schädigen (bei Sanitärsilikon wäre es bald aus mit den Fischen). Dabei spielt es keine Rolle, wie sich das Silikon chemisch verfestigt. Nur sauer vernetzendes Silikon verströmt dabei einen lästigen Essiggeruch.

Selbst Bitumen (zum Beispiel Dachpappe), bisher spinnefeind mit Silikon, kann heute mit speziellem Bitumen-Dichtstoff*abgedichtet werden. Und als Zusatz in Mörtel gemischt, macht es sogar Fugen und Wände wasserdicht.

Dichtstoff Acryl - der Bauprofi

Dichtstoff Acryl
© Christian Bordes

Die größten Nachteile des Silikons sind sein Preis und, dass auf Silikon keine (Wand-)Farbe haftet. Das ist bei Acryl-Dichtstoffen* deutlich anders. Sie werden deshalb meist für Anschlussfugen im Baubereich eingesetzt, weil sie über eine hohe Witterungsbeständigkeit verfügen.

Was Acryl nicht bieten kann, ist die hohe Elastizität des Silikons. Das ist bei Fugen zwischen Fenster und Hauswand oder Dachfläche und Trockenbauwand, zwei typischen Einsatzbereichen, aber auch nicht erforderlich. Für Putzfassaden gibt es spezielles Putz-Acryl*, das eine leichte Körnung hat und nicht reinweiß ist, um sich dem Putz anzugleichen. Maler und viele Selbermacher nehmen Acryl, um beim Renovieren kleine Risse in der Wand zu füllen. Wichtig ist, dass sich die Füllmenge nach den Angaben des Herstellers richtet. Zu große Mengen schrumpfen beim Verfestigen zu stark und können die Flankenhaftung verlieren. Dasselbe droht bei Billigprodukten.

Polymere als Dichtstoff

Dichtstoff Polymer
© Christian Bordes

Ein Polymere als Dichtstoff* eingesetzt, verfestigen sich durch eine Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit und sind dabei völlig geruchsfrei. Sie eignen sich gleichermaßen hervorragend zum Abdichten und zum Kleben, was sich bei Bootsdecks schon lange bewährt hat.

Dichtstoffe auf Polymerbasis sind außerdem grundsätzlich anstrichfähig, allerdings sollte man es vorher zur Sicherheit an einem Probestück ausprobieren. Nur bei Bitumen, Teer und ölhaltigen Materialien muss auch dieser Dichtstoff passen. Selbst wenn die Elastizität gegenüber Silikon etwas geringer ist, so punkten Polymer-Dichtstoffe doch auf zwei weiteren Gebieten: Es stört sie nicht, der Witterung oder sogar Chemikalien ausgesetzt zu sein, und viele lassen sich, sind sie einmal fest, auch noch mechanisch bearbeiten (Herstellerangaben beachten).

Kunststoff als Dichtstoff - das Zusatzspiel

Dichtstoff Kunststoff
© Christian Bordes

Bei Wandbaustoffen ist fast immer Zement mit im Spiel, der dummerweise die Eigenschaft hat, Feuchtigkeit aufzunehmen. Wo dies aber unerwünscht ist, wie zum Beispiel in Badezimmern, auf Balkonen oder in Keller-Waschküchen, müssen Estrich, Mörtel und Konsorten wasserdicht gemacht werden.

Dies geschieht durch Zugabe von Kunststoff. Solche Spezialprodukte bestehen entweder aus zwei Komponenten, Zement und Kunststoffdispersion zum Anrühren, oder der Zusatz ist wasserlöslich und schon zugegeben. Günstiger kann es werden, wenn man sich einfach Kunststoffdispersion* kauft, um beispielsweise seinen Mörtel wasserdicht zu vergüten.

Bitumen als Dichtstoff - der Klassiker

Dichtstoff Bitumen
© Christian Bordes

Wer einen Gartenschuppen oder ein Carport sein Eigen nennt, hat fast hundertprozentig Bitumenpappe* oder -schindeln für die Wasserdichtigkeit über dem Kopf. Solange das Dach noch neu ist, dringt da garantiert kein Wasser durch. Doch Sonne und Frost setzen der Dachpappe zu, und sie wird nach wenigen Jahren spröde und rissig. Das ist ein natürlicher Prozess, der bei vielen Produkten durch die Beimischung von Kunststoffen verzögert wird. Für die Reparatur von Beschädigungen auf dem Dach gibt es Spachtelmasse auf Bitumenbasis* und Bitumen Dachlack*.

Doch da sich Bitumen mit der Zeit durch die Witterung abbaut, kommt man um eine Erneuerung des Dachbelags irgendwann nicht herum. Dasselbe gilt für feuchte Kellerwände, die vor Jahrzehnten von außen mit Bitumen abgedichtet wurden. Sind sie feucht, ist eine neue "Dickbeschichtung" mit einer Bitumenmasse von außen oft die einzige Lösung.

Dichtstoffe pflegen und reparieren

Schon vor rund 80.000 Jahren wurde nachweislich Pech verwendet. Pech ist derselbe Dichtstoff wie Teer und wurde ursprünglich aus harzhaltigen Hölzern durch Verkohlen gewonnen. Heute kommt Teer in erster Linie im medizinischen Bereich und als Holzschutz zum Einsatz – vielfach wird an seiner Stelle jedoch Bitumen verwendet.

Unterschied zwischen Teer und Bitumen

Der Unterschied zwischen Teer und Bitumen liegt in der Herstellung der beiden Materialien. Während Teer in großen Mengen bei der Koksgewinnung für die Stahlerzeugung anfällt, wird das harmlosere Bitumen aus Erdöl gewonnen.

Ein weiterer Unterschied sind im Teer enthaltene Giftstoffe: die Polycyclischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), die bei Kontakt mit Wasser ins Grundwasser gelangen können. Daher ist Teer zum Beispiel im Straßen- und Wegebau bereits in den 70er-Jahren (in den neuen Bundesländern 1990) verboten und durch Bitumen ersetzt worden.

Bitumen statt Teer findet man deshalb auch überall dort, wo Häuser gegen Wasser abgedichtet werden sollen. Kelleraußenwände werden mit Bitumenanstrichen und -dickbeschichtungen versiegelt. Als Schutz der Beschichtung helfen zusätzlich Bitumenwellplatten, die beim Anschütten mit Sand spitze Steine abhalten.

Anwendung von Bitumen

Auf Carport- und Schuppendächern findet man bitumengetränkte Pappbahnen, die sogenannte Dachpappe. Oft mit Splitt oder Sand als Schutz gegen die zersetzenden UV-Strahlen der Sonne belegt, ist sie besonders mit einer zusätzlichen Lage Bitumenschindeln eine solide Dachdeckung.

Bei Schrägen für Flachdächer werden sogenannte Schweißbahnen (meist bitumenbeschichtetes Glasvlies) vollflächig verklebt. Dafür wird die Bitumenunterseite per Gasflamme erhitzt, so zähflüssig gemacht und die Bahn auf den Untergrund gestrichen.

Dort aber, wo Bitumen dauernd der Witterung ausgesetzt ist, sorgt Oxydation für Versprödung, stehendes Wasser beschleunigt die Zersetzung, und bei Frost nimmt zumindest das Trägermaterial zusätzlich Schaden.

Hat der Zahn der Zeit erst am Bitumen genagt und es sind erste Schäden sichtbar geworden, muss schnell gehandelt werden. Im Baumarkt erhält man Spachtelmassen, Kleber und Dachlack auf Bitumenbasis (zum Beispiel von Bauta, Mem, Ultrament) zur Reparatur loser oder stark beschädigter Dachbahnen.

Für kleine Schäden gibt es auch Kartuschen mit Reparaturmassen auf Bitumen-, MS-Polymer- oder Silikonbasis (Mem, Sista). Achten Sie darauf, dass sich das Material mit (feuchtem) Bitumen verträgt. Jede Reparatur an Dachbahnen hilft aber nur über den nächsten Winter. Sobald man einmal mit dem Ausbessern begonnen hat, muss man sich damit anfreunden, dass das Dach in den nächsten Monaten neu belegt werden muss. Das gilt auch für feuchte Kellerwände aufgrund eines alten, defekten Bitumenanstrichs.

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