Schicker Industrie-Look

Regale aus Gewindestangen und Holzplatten

Die Idee, Gewindestangen und edle Holzplatten zu äußerst tragfähigen Regalen zusammenzuführen, ist nicht neu. Aber sie ist unglaublich gut, wie unsere drei pfiffigen Beispiele zeigen.

TV-Regal aus Gewindestangen und Holzplatten
TV-Regal aus Gewindestangen und Holzplatten© Christian Bordes

Wer schon mal die Regale der bekannten Möbelhäuser zusammengeschraubt hat, weiß ein (meist schwedisches) Lied davon zu singen: Die einfachen sehen im besten Fall langweilig aus, und die schönen sind umständlich aufzubauen – vorausgesetzt, der Inbusschlüssel liegt bei!

Zeit, eine bewährte Idee wieder aufleben zu lassen: Gewindestangenregale. Beim Bau werden in Holzplatten vier Löcher gebohrt, dann wird jeweils eine 1-m-Gewindestange durchgeführt und von beiden Seiten per Mutter und Unterlegscheibe gesichert. Der Clou: Durch das Festziehen der Muttern ziehen sich diese Holz-Stahl-Verbindungen automatisch in den rechten Winkel, so dass ein aussteifendes Stangenkreuz auf der Regalrückseite oder eine Hartfaserrückwand nicht nötig sind. Noch ein Clou: Weil die Regalbretter statisch gesehen durch die Muttern eingespannt sind, können sie auch nicht so leicht durchbiegen. Das heißt, Sie können die Spannweite, also die Brettlänge des Regals zwischen zwei Stangen, von den üblichen 70 bis 80 cm auf rekordverdächtige 100 bis 110 cm verlängern.

Gewindestangen aus rostfreiem V2A-Stahl sind in allen Stärken sowohl auf Druck (Sideboard), auf Zug (Hängeregal) als auch auf Biegung (Bord) sehr belastbar. Für stehenden Regale empfehlen wir allerdings eine Stangenmindeststärke von 10 mm, da sonst die Aufstandsfläche der einzelnen Stangen zu klein und damit der Druck auf den Bodenbelag zu groß wird. Bei Hängeregalen reichen 6-mm-Gewindestangen. Sie müssen mit sogenannten Koppel- oder Verbindungsmuttern über die handelsübliche 1-m-Länge hinaus verlängert werden, damit sie in der Decke verankert und auf eine erreichbare Höhe abgehängt werden können. Für das Bord eignen sich als Wandhalterung Schwerlastanker oder einfache Metalldübel. Beide haben ein Innengewinde, in das Sie eine M6-Gewindestange eindrehen können.

Als Plattenmaterial kommt aus optischen Gründen nur Multiplex in Frage. Bei dieser Sperrholzart zeichnen sich die einzelnen Holzschichten besonders fein und gleichmäßig an den Kanten ab. Multiplexplatten sind mit Birken- oder Buchendeckfurnier im Handel, wobei Buche deutlich teurer ist. Die Gewindestangen bekommen Sie in 1-m- Stücken in jedem Baumarkt, und zwar von 6 bis 20 mm ∅.

Dicke Stangen tragen dicke Platten

Bei diesem Standregal ist Massivität gefragt. Deshalb tragen sechs M20-Gewindestangen zweieinhalb 30-mm-Multiplexplatten, was nicht nur wuchtig daherkommt, sondern sehr gelassen die gesamte Unterhaltungselektronik nebst Büchersammlung trägt.

Bei allen Multiplexplatten besteht beim Durchführen der Stangen durch die Löcher die Gefahr, dass das scharfe Gewinde die oberste Furnierschicht aufreißt. Dem begegnen Sie beim Regalbau mit zwei einfachen Maßnahmen: Bohren Sie die Löcher immer 2 mm größer als der Stangendurchmesser ist, und runden oder fasen Sie die Lochkante sauber an. Das größere Loch wird später durch die Unterlegscheiben verdeckt.

Apropos Unterlegscheiben: Sie haben nicht nur den Nutzen zu kaschieren, sie sollen vor allem die Kontaktfläche zwischen Muttern und Holzoberfläche vergrößern. Das sorgt für einen besseren Einspannungseffekt. Die Muttern können Sie ruhig mit aller Kraft festziehen, umso stabiler wird das gesamte Regal. Multiplexplatten brauchen auf der Oberfläche lediglich einen Feinschliff (maximal 120er-Papier), um die Kanten müssen Sie sich allerdings etwas ausgiebiger kümmern. Die können nämlich durchaus noch Sägespuren aufweisen, die Sie nur mit grobem Schleifpapier (60er-Körnung) beseitigen können. Danach folgt der Feinschliff und die Behandlung der Oberfläche.

Regal mit Gewindestangen selber bauen

Regal selber bauen
Bohrpunkte einzeichnen
© Christian Bordes

Schritt 1/7: Bohrpunkte einzeichnen

Messen Sie von den Rändern aus die Bohrpunkte ein und markieren Sie sie mit Bleistift.

Löcher bohren
© Christian Bordes

Schritt 2/7: Löcher bohren

Per Fräsbohrer bohren Sie die Löcher. Legen Sie ein Restholz unter, sonst reißt das Holz auf der Plattenunterseite aus.

Kanten abrunden
© Christian Bordes

Schritt 3/7: Kanten abrunden

Mit einer Oberfräse runden oder fasen Sie alle Kanten sauber ab. Auch die Lochränder fräsen, damit beim Durchführen der Gewindestangen das oberste Furnier nicht absplittert.

Kanten abschleifen
© Christian Bordes

Schritt 4/7: Kanten abschleifen

Mit 60er-Schleifpapier schleifen Sie die Kanten, bis keine Säge- oder Fräserspuren mehr zu sehen sind. Mit 240er-Papier Kanten und Flächen fein schleifen.

Öl auftragen
© Christian Bordes

Schritt 5/7: Öl auftragen

Oberfläche und Kanten behandeln Sie mit einem Hartwachsöl. Öl dünn auftragen, 10 Minuten lang einwirken lassen, einmassieren und nach dem Trocknen fein schleifen.

Gewindestangen zusägen
© Christian Bordes

Schritt 6/7: Gewindestangen zusägen

Die Gewindestangen können Sie mit einer guten Metallsäge auf Länge schneiden, sogar die 20-mm-Exemplare. Wichtig: Stangen während des Schneidens gut fixieren.

Regalbretter befestigen
© Christian Bordes

Schritt 7/7: Regalbretter befestigen

Drehen Sie zunächst die unteren Muttern auf die gewünschte Höhe und legen Sie jeweils ein Regalbrett auf. Obere Muttern aufdrehen (Unterlegscheibe nicht vergessen) und mit einem Schraubenschlüssel festziehen. Untere Mutter mit zweitem Schlüssel oder Rohrzange fixieren.

Sideboard mit Gewindestangen

Theoretisch sind mit diesem Prinzip alle Regalformen und -längen möglich. Dieses Beispiel ist als Bücher- und Fernsehregal konzipiert. Um den Bodenbelag vor Kratzern und Eindrücken durch die sehr schwere Konstruktion zu schützen, sollten Sie am unteren Ende der Gewindestangen eine Sicherungsmutter aufdrehen, die Sie von unten mit einem Filzgleiter bekleben. Den Filzüberstand rundherum schneiden Sie einfach mit dem Cuttermesser ab.

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Decken-Regal mit Gewindestangen

Auch hier sind Sie in Länge und Breite des Regals flexibel. Wichtig ist eine feste Verankerung des Ganzen in der Decke, was mit Schwerlastankern oder Metalldübeln am besten geht. Achtung: Die benötigten Seilspanner haben ein Links- und ein Rechtsgewinde. Drehen Sie die geschlossene Einschrauböse mit dem Rechtsgewinde heraus und die M6-Gewindestange ein. Die Einschrauböse drehen Sie später als Aufhängung in den Deckendübel.

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Wandboard mit Gewindestangen

Voraussetzung für den sicheren Halt dieses Schwebebords ist, dass Sie die Dübellöcher exakt rechtwinklig in die Wand bohren. Dabei hilft Ihnen das Bohrmobil, in das Sie Ihre Bohrmaschine einspannen müssen.

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Wichtig bei der Kanten- und Oberflächengestaltung

Ein einfach gebautes Regal lebt von der Akribie im Detail, sprich von der Oberflächen- und Kantengestaltung. Bei den teuren Multiplexplatten mit den edlen Holzoberflächen wäre es fast eine Schande, mit deckenden Lacken zu arbeiten. Falls Sie dennoch Lust auf Farbe haben, können Sie Ihre Platten auch mit farbigen, aber halbtransparenten Folien bekleben. Sie lassen die Holzmaserung der Platten durchscheinen und sind jederzeit wieder ablösbar. Besonders glatt wird es, wenn Sie die Folie erst beim Aufziehen vom Schutzpapier lösen. Lassen Sie die Folie immer ein paar Zentimeter an allen Seiten überstehen und schneiden Sie sie nach dem Kleben mit dem Cutter auf Maß. Wichtig: die Folien aufs rohe Holz kleben. Lackierte Flächen können Schaden nehmen, und geölte Flächen bieten zu wenig Haftung.

Bei der Kantengestaltung wie Fasen oder Abrunden sollten Sie eine Oberfräse verwenden. Handarbeit mit Schleifpapier wäre zu ungenau, denn gerade die filigranen Kantenstrukturen fordern eine hohe Gleichmäßigkeit der Rundungen und Fasen.

Zeichnungen: T. Straszburger

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