Renovieren

Die richtige Spachtelmasse

Beim Renovieren ist die Vorarbeit entscheidend für ein gutes Ergebnis. Dazu gehört zu allererst, Löcher und Risse in den Wänden zu schließen. Das Problem: Welche Spachtelmasse ist für welchen Zweck die richtige und wie macht man es? Hier gibt’s klare Tipps.

Spachteln was das Zeug hält!
Spachteln was das Zeug hält!© Chris Lambertsen

Manchen Selbstrenovierer hat es schon an den Rand der Verzweiflung gebracht: Sobald die Tapeten von den Wänden entfernt waren, offenbarte sich ein Bild aus kleinen Kratern, Rissen und Dübellöchern im Putz der Wand. Ein Zustand, der weit entfernt ist von der glatten, streich- oder tapezierfähigen Wand und meist mehr Aufwand bedeutet, als man sich das vorher dachte.

Obwohl heute feine Haarrisse problemlos mit den bewährten Vliestapeten kaschiert werden können, müssen größere Putzschäden und alte Dübellöcher ganz herkömmlich mit Kelle und Spachtelmasse repariert werden.

Wände reparieren: Dieses Werkzeug erleichtert die Arbeit

Dafür brauchen Sie nur eine kleine Werkzeugausstattung, zu der neben einem weichen Gipsbecher ein Satz Spachtel, ein kleiner Meißel und ein mittlerer Hammer gehören. Bei starken Rissen brauchen Sie noch ein Rissband und möglichst eine sogenannte Glättkelle. Ist nichts davon im Werkzeugkasten vorhanden, gibt es diese kleine, aber ausreichende Ausstattung schon für rund 20 Euro.

Je nach Ausmaß der Schäden kann man sich zwischen Fertigspachtelmassen für kleinere Reparaturen und solchen in Pulverform entscheiden, die man selbst anrührt. Ihr Vorteil liegt eindeutig im Preis, der deutlich unter dem von gebrauchsfertigen Spachtelmassen liegt. Einige gebrauchsfertige Produkte enthalten allerdings Lösungsmittel, die flächiges Arbeiten nur in gut belüfteten Räumen zulassen.

Woraus besteht Spachtelmasse?

Alle gängigen Spachtelmassen werden auf Gipsbasis hergestellt. Da Gips aber die Eigenschaft hat, schnell zu erhärten, werden den Produkten, die nicht als Bau- oder Elektrikergips im Handel sind, Abbindeverzögerer, Fasern und andere Stoffe beigemengt, die die Verarbeitungszeit verlängern und beispielsweise Schrumpfen verhindern sollen. So erklärt sich auch der höhere Preis gegenüber einfachem Baugips und die Bezeichnung Spachtelmasse.

Wände sauber verspachteln: Tipps und Tricks

Bohrlöcher mit Dübeln beseitigen: Problem Nummer eins sind Bohrlöcher, in denen Dübel stecken, die nicht mehr gebraucht werden. Sie müssen vorm Schließen des Bohrlochs grundsätzlich entfernt werden, damit die Spachtelmasse möglichst tief in das Bohrloch gedrückt werden kann.​

Wie Sie die verschiedenen Dübel entfernen, lesen Sie hier.

Risse aus der Wand entfernen: Problem Nummer zwei sind Risse. Sie haben viele verschiedene Ursachen, die vorm Renovieren geklärt sein müssen. Risse, die statische Ursachen haben, sind Probleme, um die sich bei Mietwohnungen der Vermieter und ein Profi kümmern müssen. Risse, um die man sich beim Renovieren selbst kümmert, sind fast immer Spannungsrisse. Ursache können Stöße zwischen unterschiedlichen Materialien in der Wand sein, an deren Fuge sich Risse bilden. Der Grund ist unterschiedliches Dehnverhalten der Materialien, was dann zu Spannungen im Putz führt.

Kabelschlitze verputzen: Problem Nummer drei sind Kabelschlitze, die der Elektriker hinterlässt, wenn nachträglich Leitungen unter Putz verlegt werden. Ganz gleich, ob Stegleitung oder Mantelkabel, meist stehen an einigen Stellen Nägel oder Placken getrockneten Elektrikergipses über die Wandoberfläche hervor. Diese Erhebungen müssen erst unter Wandniveau gebracht werden, bevor man die Schlitze schließt. Nägel möglichst tiefer schlagen oder entfernen, Gips vorsichtig mit Hammer und Meißel etwas abtragen.

Dübel aus der Wand entfernen: Während man sich in den beiden letzten Fällen nur für eine geeignete Spachtelmasse entscheiden muss, hat man bei Dübellöchern zunächst ein Problem – den alten Dübel aus der Wand zu bekommen. Hier gibt es die unterschiedlichsten Methoden. Ein altes "Hausmittel" ist es, mit einem Korkenzieher zu versuchen, den Dübel aus der Wand zu ziehen. Das gelingt nur, wenn die Spindel des Korkenziehers scharfkantig ist und in den Dübel schneidet.

Hin und wieder findet man im Baumarkt so genannte Dübelzieher, die sich den Dübel mit kleinen Wiederhaken greifen. Am besten hat sich aber bewährt, eine kräftige Spanplattenschraube, die gerade mit ihren vorderen Windungen in den Dübel passt, von Hand so weit wie möglich einzudrehen. Anschließend werden die Schraube und Dübel mit einer Zange aus der Wand gezogen.

Nicht vergessen: Beim Abschleifen der Wand entstehen Stäube, die gesundheitsschädlich sein können. Schützen Sie sich daher immer mit einer geeigneten Schutzmaske: 

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So spachteln Sie richtig

Nach den Vorarbeiten spachteln Sie Risse und Löcher zu und Ihre Wand ist fit für die neue Tapete.

Vier Schritte zur klumpenfreien Gipsmasse
Gipsbecher mit Wasser
© Chris Lambertsen

Schritt 1/4: Gipsbecher mit Wasser

Zuerst kommt Wasser in den Gipsbecher – nie umgekehrt! – und zwar etwa ein Drittel der Füllhöhe, sonst wird der Becher zu voll, um den Gips kleckerfrei anzurühren.

Gips einstreuen
© Chris Lambertsen

Schritt 2/4: Gips einstreuen

Nun wird nach und nach Gips in das Wasser eingestreut. Dabei soll das Pulver im Wasser versinken und bereits Wasser saugen. Gäbe man eine große Menge auf einmal ins Wasser, würde möglicherweise ein Teil des Gipses nicht mit Wasser in Berührung kommen, was zu Klumpen führt.

Gips einsumpfen
© Chris Lambertsen

Schritt 3/4: Gips einsumpfen

Es wird so lange Gips eingestreut, bis er gleichmäßig dicht unter der Wasseroberfläche liegt oder eine kleine Insel bildet, um die noch etwas Wasser steht. So bleibt die Mischung kurze Zeit stehen, damit der Gips vollständig "einsumpft".

Masse verrühren
© Chris Lambertsen

Schritt 4/4: Masse verrühren

Danach wird die Masse mit einem schmalen Spachtel zu einer geschmeidigen, teigartigen Konsistenz verrührt. Jetzt ist der Gips gebrauchsfertig und rund zehn Minuten lang verarbeitbar.

Dübellöcher füllen
Dübel ziehen
© Chris Lambertsen

Schritt 1/4: Dübel ziehen

Alte Dübel, die nach dem Renovieren nicht mehr gebraucht werden, müssen zunächst entfernt werden. Am besten geht dies mit einer dicken, selbst schneidenden Holzschraube und einer kräftigen Zange, ideal ist eine so genannte Gripzange. Die Schraube immer von Hand so weit wie möglich eindrehen.

Loch absaugen
© Chris Lambertsen

Schritt 2/4: Loch absaugen

Mit einem normalen Staubsauger und aufgesetzter Fugendüse wird loses Wandmaterial aus dem Bohrloch restlos herausgesaugt.

Masse einfüllen
© Chris Lambertsen

Schritt 3/4: Masse einfüllen

Zum Füllen der Bohrlöcher ist gebrauchsfertige Spachtelmasse aus der Tube ideal. Die Tülle dafür möglichst weit in das Bohrloch stecken. Beim Herausdrücken der Spachtelmasse die Tülle langsam aus dem Bohrloch ziehen und so das Loch vom Grund auf füllen.

Mit Spachtel glatt abziehen
© Chris Lambertsen

Schritt 4/4: Mit Spachtel glatt abziehen

Danach soll die Spachtelmasse leicht über die Wandoberfläche hinausstehen. Sie wird sofort mit einem Spachtel glatt abgezogen. Dies sollte zwei, dreimal in verschiedene Richtungen geschehen.

Kabelschlitze schließen
Schlitz nässen
© Chris Lambertsen

Schritt 1/4: Schlitz nässen

Der angrenzende Putz wird zunächst mit einem Schwamm gründlich vorgenässt. Das bewirkt, dass dem Gips oder der Spachtelmasse nicht zu schnell Feuchtigkeit entzogen wird, was zu schlechter Haftung und Rissbildung führen kann. Besonders wichtig, wenn der Putz mit dem Meißel entfernt wurde und unregelmäßig abgeplatzt ist.

Masse auf Glättkelle abstreichen
© Chris Lambertsen

Schritt 2/4: Masse auf Glättkelle abstreichen

Mit einem Spachtel wird die Spachtelmasse auf einer Glättkelle abgestrichen. Dafür sollte die Masse eine etwas steifere Konsistenz haben, damit sie gut auf der Kelle haftet.

Spachtelmasse andrücken
© Chris Lambertsen

Schritt 3/4: Spachtelmasse andrücken

Jetzt wird die Spachtelmasse abschnittweise in den Kabelschlitz gedrückt und dabei gleich grob abgezogen. Dazu die Kelle mit wenig Druck auf den angrenzend Putz setzen und in Schlitzrichtung ziehen.

Oberfläche glatt ziehen
© Chris Lambertsen

Schritt 4/4: Oberfläche glatt ziehen

Sobald der gesamte Schlitz gefüllt ist, nimmt man die lange Seite der Glättkelle und zieht die Oberfläche glatt. Je offener (steiler) die Kelle gehalten wird, desto mehr Material nimmt sie ab.

Kleine Risse schnell beseitigen
Fugenmasse spritzen
© Chris Lambertsen

Schritt 1/3: Fugenmasse spritzen

Feine Risse im Putz (hier ein typischer Spannungsriss) lassen sich ganz schnell und einfach mit einer Fugenmasse schließen. In der Regel Acryl oder auf Acrylbasis haben diese Massen den Vorteil, dass sie überstreichbar sind. Sie werden einfach direkt aus der Kartusche oder der Tube in den ausgesaugten, trockenen Riss gedrückt.

Fugenmasse glätten
© Chris Lambertsen

Schritt 2/3: Fugenmasse glätten

Zum Glätten der Fugenmasse nimmt man entweder den Finger, der in eine konzentrierte Spülmittellösung getaucht wird, oder spezielle Abziehspatel aus dem Baumarkt. Soll die Wand anschließend gestrichen werden, muss die Masse grundsätzlich mit einem Spatel plan eben abgezogen werden.

Rissband auflegen
© Chris Lambertsen

Schritt 3/3: Rissband auflegen

Wird anschließend tapeziert, sollte man bei Spannungsrissen durch unterschiedliche Wandmaterialien zusätzlich ein selbstklebendes Rissband auflegen.

Tiefgehende Risse reparieren
Riss öffnen
© Chris Lambertsen

Schritt 1/5: Riss öffnen

Tiefen Rissen muss man vor der Reparatur auf den Grund gehen. Dazu wird mit dem Hammer und einem spitzen Meißel der Riss bis aufs Mauerwerk geöffnet und etwas erweitert. So schafft man mehr Haftfläche für die Spachtelmasse.

Mit Schwamm befeuchten
© Chris Lambertsen

Schritt 2/5: Mit Schwamm befeuchten

Auch hier wird der angrenzende Putz mit einem Schwamm sehr gründlich nass gemacht, um ein schnelles Austrocknen der Spachtelmasse und damit Ablösung oder Rissbildung zu verhindern.

Riss befüllen
© Chris Lambertsen

Schritt 3/5: Riss befüllen

Eine größere Menge der steif angesetzten Spachtelmasse wird als Arbeitsvorrat auf die Glättkelle gegeben, die kurz unterhalb des vorbereiteten Risses an die Wand gehalten wird. Jetzt kann man mit einer kleinen Putzkelle oder einem Spachtel die Masse zügig in den Riss drücken. Dabei wird sie grob geglättet und überschüssiges Material vom Spachtel wieder an der Glättkelle abgestreift.

Rissgaze legen
© Chris Lambertsen

Schritt 4/5: Rissgaze legen

Ist der Riss wieder geschlossen, legt man eine Rissgaze in die noch frische Spachtelmasse und drückt sie mit der Glättkelle bei sanftem Druck gleichmäßig an. Wenn nötig, lässt die Gaze dabei leichte Kurven zu.

Stelle glätten
© Chris Lambertsen

Schritt 5/5: Stelle glätten

Anschließend nimmt man noch mal sehr wenig Spachtelmasse auf die Glättkelle und glättet die Rissreparatur damit ab. Dabei soll die leichte Erhebung der Gaze an das eigentliche Wandniveau angeglichen werden.

Wer sich für normalen Baugips entscheidet, kann die Verarbeitungszeit (sogenannte Topfzeit) durch Zugabe von Weißleim (Holzleim) etwas verlängern. Es reicht schon etwa eine esslöffelgroße Menge auf einen Gipsbecher. Spezialisten mischen so genannten Hasenleim aus dem Fachhandel im Verhältniss 1:12 mit Wasser und rühren dann den Gips ein.

Gängige Spachtelmassen für alle Fälle: Vor- und Nachteile

Baugips

  • Vorteile: sehr preiswert, zum Füllen und Glätten
  • Nachteile: bindet schnell ab

Spachtelmasse-Pulver

  • Vorteile: lange Verarbeitungszeit, einfach anzurühren, auch als Granulat
  • Nachteile: teurer als Baugips

Fertigspachtelmasse

  • Vorteile: sofort einsetzbar, ideal für kleine Reparaturen
  • Nachteile: teuer, einige Produkte enthalten Lösungsmittel

Fertigspachtel in Tuben

  • Vorteile: ideal zum Füllen von Dübellöchern und kleinen Schäden
  • Nachteile: nur für wenige, spezielle Anwendungen, einige mit Lösungsmittel

Fugenmasse

  • Vorteile: sofort anwendbar, ideal für die schnelle Reparatur kleiner Risse
  • Nachteile: schlechter Halt für neue Dübel, schwer zu glätten

Zum Weiterlesen:Wände und Fugen verspachteln

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