Belag auf Belag
Wie wäre das schön, wenn Sie Ihren neuen Bodenbelag einfach über den alten drüberlegen könnten – kein mühsames Rausreißen, kein schweißtreibendes Stemmen, kein Schmutz. Aber Achtung: Diese Art der Schichtarbeit birgt erhebliche bauphysikalische Risiken, die sich allerdings erst in ein paar Jahren zeigen würden.
Es ist wahrlich kein Zuckerschlecken, alte Bodenfliesen mit Hammer und Meißel herauszuschlagen oder 20 Jahre alten, festgeklebten Teppichboden stückchenweise von einem Beton- oder Dielenboden abzuschaben. Die Idee, das neue Laminat oder den neuen Teppichboden einfach über den alten Belag zu legen, ist da sehr verlockend, gerade für Mieter. Bei einigen Kombinationen geht das auch (siehe Kasten rechts und nächste Seite), allerdings muss man hier fairerweise zwischen "technisch machbar" und "empfehlenswert" deutlich unterscheiden.
So galt es lange als kluger Trick, alten Teppichboden als Trittschalldämmung unter dem neuen Holzboden zu belassen. Zwei Bedingungen musste der Teppich dafür erfüllen: Erstens musste er vollflächig auf dem Estrich verklebt sein, und zweitens durfte die Polhöhe (Teppichhöhe) 6 mm nicht überschreiten. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass sich im Teppichboden allerlei heimische Kleinsttierarten und Gerüche niedergelassen hatten, die auch durch den stärksten Staubsauger nicht zu entfernen waren. Ergebnis: Fast alle Hersteller von Laminat- und Parkettböden geben in ihrer Verlegeanleitung mittlerweile den dringenden Rat, alte Teppichböden aus hygienischen Gründen rauszureißen. Aber auch andere Gründe können gegen ein geplantes und überaus bequemes Belagssandwich sprechen, meist sind es bauphysikalische.
Die unterschiedlichen Bodenbeläge und Materialien weisen nämlich höchst unterschiedliche Eigenschaften hinsichtlich ihres Wärmedurchlasswiderstandes, ihrer Dampfdiffusionsoffenheit und schlicht ihrer Oberflächenhärte auf. Wir haben für Sie auf den folgenden Seiten die drei wichtigsten Belagsgruppen aufgeführt, zeichnerisch kombiniert und erklären ganz klar, was geht und was nicht geht. Ob Sie sich bei Ihrer nächsten Renovierung an unsere Ratschläge halten, entscheiden natürlich Sie allein.
Wichtig: Belag auf Belag ist immer nur die zweitbeste Lösung
Das Verlegen von neuem auf alten Belag ist gerade für Mieter interessant, die ohne großen Aufwand ihre Räume umgestalten möchten. Doch Vorsicht: Bei vielen der hier gezeigten Belagskombinationen erhöht sich die Aufbauhöhe des Bodens so weit, dass Sie Türen und Türzargen kürzen müssen. Wird der neue Belag dann bei Auszug wieder entfernt,sind sichtbare Fugen und Ärger des Vermieters groß. Der kann denn auch auf Austausch der geschnittenen Teile bestehen. Unser Tipp: Einverständnis Ihres Vermieters mit Ihren Renovierungen immer schriftlich festhalten.
Fliesen drunter
Schritt 1/4: Fliesen auf Fliesen
**. . .FLIESEN DRAUF** Mit flexiblen Fliesenklebern möglich. Wichtig: Alte Fliesen müssen fest sitzen und gut gereinigt (Anlauger) sein. Arbeiten Sie unbedingt mit einem Haftgrund. Bewegungsund Randfugen im alten Belag müssen Sie übernehmen, ansonsten legen Sie die neuen mit versetztem Fugenbild.
Schritt 2/4: Holz auf Fliesen
**. . .FERTIGPARKETT/ LAMINAT DRAUF** Bei Fußbodenheizungen ein Problem, da durch die Trittschalldämmung und eventuelle Luftpolster die Heizwirkung an der Holzoberfläche abnimmt. Ansonsten gut machbar, falls die Ebenheitstoleranzen (maximal 3 mm auf 1m) eingehalten werden. Keine PE-Folie unterlegen!
Schritt 3/4: Teppich auf Fliesen
**. . .TEPPICHBODEN DRAUF** Nicht möglich! Erstens weil die Fugen sich später auf der Teppichoberfläche abzeichnen, zweitens weil der Dispersionskleber nur schlecht abbindet. Einzige Möglichkeit: Ausgleichsmasse (5 mm) aufbringen, Tiefgrund verstreichen, Teppich kleben oder fixieren.
Schritt 4/4: PVC auf Fliesen
**. . .PVC DRAUF** Nicht möglich! Hier gilt das Gleiche wie für Teppichböden. Auch das Fixieren mit doppelseitigem Klebeband hilft nicht, die Fliesenfugen würden sich auf der PVCOberfläche abzeichnen. Die dichte PVC-Schicht und die dichte Fliesenfläche verhindern den Klebeeffekt.
Parkett
$ANLEITUNG:parkett$
Teppichboden
Schritt 1/4: Fliesen auf PVC
**. . .FLIESEN DRAUF** Beim Teppich unmöglich Das Wasser des Fliesenklebers würde den Teppich schimmeln lassen, er würde als tragende Unterlage quasi zusammensacken. Beim festverklebten PVC hingegen müssen Sie alle ölenden Pflegefilme entfernen, Haftgrund auftragen, dann können Sie losfliesen.
Schritt 2/4: Holz auf Teppich
**. . .PARKETT/LAMINAT DRAUF** Auf Teppichboden aus hygienischen Gründen nicht ratsam. Bei PVC ohne Probleme machbar, solange er vollflächig auf dem Unterboden verklebt ist. Verwenden Sie eine dichtere Trittschalldämmung, damit die Gesamtschicht (PVC/Trittschalldämmung) nicht zu weich wird.
Schritt 3/4: Teppich auf Teppich
**. . .TEPPICHBODEN DRAUF** Teppichboden auf Teppichboden führt zu den genannten Hygieneproblemen, zudem kann der obere Belag nicht gut fixiert werden. Teppichboden auf PVC ist kein Problem, Sie können hier eine vollflächige Fixierung einsetzen, die funktioniert auch bei nichtsaugenden Untergründen.
Schritt 4/4: PVC auf Teppich
**. . .PVC DRAUF** PVC auf Teppichboden ist tabu (Hygiene, schlechte Fixierung), allerdings ist PVC auf PVC gut machbar. Wichtig: Der untere Belag ist vollflächig verklebt. Der obere wird ebenfalls vollflächig per Fixierung oder mit Doppeklebeband aufgebracht. Bei Fixierung alle ölenden Pflegefilme auf dem unteren Belag entfernen.
Fotos: Michael Holz, Chris Lambertsen; Illustrationen: Tillman Straszburger
SELBER MACHEN 11/2007