Fertigparkett abschleifen - geht das?
"Die dickere Nutzschicht dieses Parketts lässt sich problemlos mehrmals abschleifen!" So lautet das Lieblingsargument der Fertigparketthändler für die teuren Parkettarten. Diese Behauptung haben wir kritisch unter die Lupe genommen.
Wer heute Parkett sagt, meint in der Regel das Fertig- oder, fachlich richtig, das Mehrschichtparkett. Dessen Aufbau aus oberer Nutzschicht, mittlerer Trägerschicht und unterem Gegenzug bewirkt, dass die einzelnen Parkettdielen auch über Jahre hinweg formstabil bleiben. Den Spuren und Verletzungen im Bodenbelagsalltag hingegen hat auch ein mehrschichtiger Aufbau nichts entgegenzusetzen. Und so leidet die oft nur wenige Millimeter dicke Nutzschicht trotz aufwendiger Oberflächenbehandlung mit Lack oder Öl unter den regelmäßigen Tritten der Bewohner, hereingetragenem Schmutz und Steinchen und den üblichen herabfallenden Gegenständen aller Art. Kurz: Auch ein Fertigparkett braucht alle zehn bis zwölf Jahre eine Generalüberholung.
Das Problem beim Abschleifen von Fertigparkett
Im Gegensatz zu vollflächig verklebtem Stäbchen- oder Fischgrätparkett oder den beliebten Altbaudielen aus Pitchpine wird Fertigparkett schwimmend, also ohne feste Verbindung mit dem Untergrund verlegt. Ein 3 bis 4 mm starke Trittschalldämmung aus Polyäthylen (PE-Schaum) sorgt für die schalltechnische Entkopplung des Parketts vom darunterliegenden Estrich.
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Und hier fangen beim Abschleifen mit großen Maschinen die Probleme auch schon an: Durch das enorme Gewicht einer Walzenschleifmaschine von etwa 80 kg und der leichten Federwirkung der Trittschalldämmung kann es nämlich passieren, dass während des Schleifens entweder einzelne Lamellen der Nutzschicht oder gar eine der Fugen mit Klickverbindung bricht.
Da die Aufstandsfläche der Schleifwalze eher klein ist, entstehen gerade an den Fugen enorme Druckkräfte, die das Parkett irreparabel schädigen können. Die Gefahr ist um so größer, je mehr kleine Unebenheiten im Estrich Sie beim Verlegen des Parketts ignoriert haben, in der Annahme, dass der dicke PE-Schaum es schon richten werde.
Zudem ist es schwierig, durch das Federn des Bodens einen wirklichen ebenen und gleichmäßigen Schliff hinzubekommen. Ein Manko, das leider oft erst bei der nachfolgenden Oberflächenbehandlung gut sichtbar wird.
Genau die ist nämlich ein weiteres Problem. Die in der Regel eingesetzten Parkett- und Siegellacke sind nämlich wasserbasiert. Dieses Wasser dringt natürlich in das Holz ein und kann dort, je nach Menge, einen starken Quelldruck im Holz erzeugen.
Die Folge: Das Holzvolumen der Decklamellen wird größer, an der Leimstelle zur Fichtenholz-Mittellage entstehen große Zugkräfte.
Die Folge: Die Decklamellen platzen von der Mittellage ab, das schöne Fertigparkett ist unwiderruflich dahin.
Ein Problem, das bei allen Versiegelungen auftritt, ist die so genannte Seitenverleimung. Die tritt auf, wenn der frische Lack in die Fugen zwischen zwei Dielen läuft und dort quasi wie eine Art Leim wirkt. Dadurch aber, dass das Holz arbeitet, wird der recht spröde Lack im Laufe der Zeit regelrecht aufgerissen und es entstehen unschöne Abrissfugen zwischen den Dielen.
Diesen Effekt können Sie minimieren, indem Sie die geschliffene Holzfläche vor dem Lackieren grundieren. Die Grundierung ist auch ein Lack, allerdings ist er wesentlich elastischer eingestellt. Er füllt die Fugen und macht die Bewegungen des Holzes rissfrei mit.
Das Gleiche gilt, etwas eingeschränkt, auch für Holzdielenböden auf Lagerhölzern oder Deckenbalken. Die sind mit 25 bis 30 mm üblicherweise dick genug, dass auch sie unter Last kaum federn.
Bei schwimmend verlegtem Parkett (gilt auch für Massivholzdielen) ist die 3 bis 4 mm starke Trittschalldämmschicht eher weich. Das kommt zwar dem Gehkomfort sehr entgegen, ist beim Renovieren des Bodens allerdings ein Problem, weil der ganze Boden federt. Ein optimales Schleifergebnis ist kaum zu erreichen, Parkettlamellen und Klick-Profile können brechen!
Übrigens: Auch Fertigparkett kann vollflächig auf dem Boden verklebt werden, das ist aber eindeutig Profisache.
Mit dem üblichen Schliffaufbau bei normal abgenutztem Parkett schleifen Sie etwa 0,5 bis 0,7 mm der Nutzschicht ab. Das Gro übernimmt dabei immer die gröbste Körnung, die beiden feineren Schliffe beseitigen nur noch die Schleifspuren des gröbsten Arbeitsgangs. Weil 2 mm als Mindeststärke der Nutzschicht gelten, sollte Ihr Fertigparkett, um überhaupt abgeschliffen werden zu können, eine Nutzschichtstärke von 3 bis 4 mm haben. Kontrollieren können Sie das an einem Reststück, das Sie sich beim Verlegen immer aufheben sollten.
Fertigparkett abschleifen: Das brauchen Sie dazu
So bekommen Sie Ihr Parkett wieder hin: Wichtig ist zunächst einmal die Auswahl des Werkzeugs und des Schleifpapiers. Um den Einsatz einer Walzenschleifmaschine kommen Sie trotz des Gewichts nicht herum. Mit ihr geht nicht nur der Lack am schnellsten runter, auch der Boden wird wieder eben.
Drei Maschinen brauchen Sie für einen guten Schliff: die Randschleifmaschine, die Einscheibenschleifmaschine und die Walzenschleifmaschine. Sie können sie im Baumarkt mieten. Teillösungen, etwa nur mit der Einscheibenmaschine, gehen garantiert schief.
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Die Randschleifmaschine brauchen Sie, um möglichst nahe an den Fußleisten und unter tiefsitzenden Heizkörpern und Treppen schleifen zu können.
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Die Einscheiben- oder Tellerschleifmaschine ist gut geeignet, um die unterschiedlichen Schleifbilder der beiden vorgenannten im letzten Arbeitsgang anzugleichen. Die übliche Schleif-Reihenfolge bei einem Massiv parkett wäre 40er- und 60er-Schleifpapier, dann den Feinschliff mit 100er. Das empfehlen wir auch für Fertigparkett, gröberes Papier (also 24er oder 16er) sollten Sie auf keinen Fall verwenden. Ist Ihr Boden nur in der Lackschicht unansehnlich geworden, weichen Sie auf 60er, 80er, 120er aus. Generell gilt: Lieber alle sechs Jahre kleine Kratzer entfernen, als alle zehn Jahre im Millimeterbereich schleifen.
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Fertigparkett abschleifen: So geht´s
Die wichtigste Grundregel beim Parkettschleifen lautet: Die ersten Schleifgänge müssen Sie immer diagonal ausführen und zwar in beide Richtungen. Das hat den Sinn, dass die in aller Regel doch leicht geschüsselten Dielen eingeebnet werden und eine möglichst plane Oberfläche entsteht. Erst der letzte Schleifgang mit dem feinsten Schleifpapier verläuft parallel zur Dielenrichtung.
Fahren Sie mit der Walzenschleifmaschine jeweils einmal bis zur Wand und, wichtig, in der gleichen Spur auch zurück. Erst dann setzen Sie die Maschine um, wobei die nächste Spur die vorherige um etwa 5 cm überlappen soll. Fahren Sie die Maschine zügig übers Parkett, sonst wird der Abtrag zu groß.
Nachdem Sie mit der Walzenschleifmaschine einmal in jeder Richtung diagonal geschliffen haben, fahren Sie mit der Randschleifmaschine und Schleifpapier der gleichen Körnung die Parkettränder ab. Auch hier gilt: Halten Sie die Maschine immer in zügiger Bewegung, sonst schleifen Sie zu viel von der Nutzschicht ab. Die Tellerschleifmaschine ist mit einem 120er-Schleifgitter erst als letzte vor dem Versiegeln respektive Ölen des Bodens dran.
Oberflächen behandeln: Lack oder Öl?
Obwohl es bei der Kombination von Wasserlacken und Fertigparkett die eingangs beschriebenen Probleme gibt, sind diese Lacke doch erste Wahl bei der Neuversiegelung. Wasserlacke bieten einfach den besten Kompromiss zwischen geringen Ausdünstungen und größtmöglicher Strapazierfähigkeit. Der Trick bei Fertigparkett ist es, den Lack pro Arbeitsgang möglichst sparsam einzusetzen, aber dafür mindestens dreimal statt üblicherweise zweimal zu lackieren.
Achtung: Einige Exotenhölzer wie Merbau sind zu ölig, um dem Wasserlack gute Haftung zu bieten. Hier sind Öle oder lösemittelhaltige Lacke gefragt. Letztere dürfen Sie mittlerweile aber nur noch in solchen Spezialfällen anwenden.
Neuen Schutz bieten Parkettlack oder Hartwachsöl. Wird die alte Versiegelung nur angeschliffen, streichen Sie den neuen Lack in Verlegerichtung. Bei einem kompletten Neuaufbau werden die beiden ersten Anstriche diagonal zur Verlegerichtung geführt.
Hartwachsöl wird in das rohe Holz mit einem Gazeballen ein massiert. Für beide Oberflächen gibt es spezielle Pflegemittel (von Remmers) die die Oberfläche auffrischen und widerstandsfähig halten.