Streichkissen
Die Werbung verspricht viel. Aber wo liegen wirklich die Vorteile von Streichkissen? Sind nicht doch Pinsel und Rolle die besseren Werkzeuge? Wir haben es ausprobiert.
Wer hat nicht schon nach stundenlangem Wändestreichen über die schwere Farbrolle geklagt? Und wem ist es nicht schon passiert, dass beim Lackieren die Pinselhaare über das Ziel hinausschossen und zum Beispiel auch die Fensterscheibe erreichten, obwohl nur die Rahmen den Anstrich brauchten? Da ist man froh, wenn es Werkzeugalternativen gibt.
Wofür sind Streichkissen gedacht?
Die Hersteller empfehlen ihre Strechkissen sowohl für Malerarbeiten an Wänden als auch fürs Lackieren oder Lasieren von Türen und Fenstern im Innen- und Außenbereich.
Wieviel Farbe nehmen die Kissen auf?
Obwohl ein Farbkissen zur gleichmäßigen Farbaufnahme nur wenige Millimeter eingetaucht werden darf, nimmt es doch sehr viel Farbe auf. Dafür sorgen mehr als tausend kleine Härchen pro Quadratzentimeter. So erklärt es sich, dass mit einmaligem Eintauchen größere Strecken beziehungsweise Flächen gestrichen werden können als erwartet. Die Farben dürfen dabei allerdings nicht fest oder zu pastös sein und müssen gegebenenfalls verdünnt werden, sonst dringen sie nicht tief genug in den Veloursbezug ein.
Wie gut sind Farbverlauf und Deckkraft?
Schritt 1/3: Streichkissen mit verdünnter Farbe
Vor der ersten Benutzung empfiehlt es sich, das Streichkissen in warmem Wasser auszuwaschen, damit die losen Häarchen entfernt werden. Leider bleiben immer kleine Reste übrig, die bei Lackierungen dann in Erscheinung treten. Über die Farbrolle wird das Kissen mit der etwas verdünnten Farbe gleichmäßig eingestrichen.
Schritt 2/3: Nur auf dem Verloursbelag Farbe auftragen
Nur der Veloursbelag sollte mit Farbe vollgesaugt sein und nicht etwa auch die Polsterschicht aus Schaumstoff.
Schritt 3/3: Farbe abstreifen
Wer viel Fläche streichen muss, arbeitet besser direkt aus dem Farbeimer. Ein Gitter, das direkt in den Eimer gehängt wird, dient dazu, überschüssige Farbe abzustreifen.
Anders als beim Lackieren mit einer Rolle wird beim Streichkissen während des Auftrags der Lack nicht gleichzeitig wieder abgehoben, so dass der bekannte Orangenhauteffekt ausbleibt.
Die Farbe verläuft wie bei Pinsellackierungen. Lästig können aber vor allem bei Billigprodukten kleine Härchen sein, die sich beim Auftrag aus dem Kissen lösen und die Lackfläche verunreinigen. Daher unbedingt die Streichkissen vor der Erstbenutzung mit lauwarmem Wasser auswaschen. (Nach Benutzen werden Streichkissen genau so gereinigt wie Lackierrollen.)
Den Wandanstrich per Streichkissen haben wir an einer Raufasertapete getestet. Wie erwartet, füllt das Kissen die Vertiefungen in der Raufaser nicht richtig aus. Das gelingt erst nach nochmaligen Eintauchen und Streichen an gleicher Stelle, wobei aber auch leicht die Spitzen der Rauhfaser wieder abgewischt werden. Eine Lammfellrolle nimmt im Vergleich mehr Farbe auf und verteilt sie auch besser an der Wand.
Vorteile bei Rändern, Nachteile bei Profilen?
Präzises Streichen an Rändern braucht mit langborstigen Pinseln etwas Übung. Mit den flachen Streichkissen ist es einfacher. Wenn sie mit Abstandsrollen ausgestattet sind, gelangt man zwar nicht mehr in Ecken, kann dafür aber gleichmäßige Abstände einhalten. Profile an Möbeln und Türen lassen sich besser mit dem Pinsel bearbeiten. Sind die Vertiefungen nicht zu tief, gelingt es aber auch mit Streichkissen.
Unterm Strich:
Für Laien können Streichkissen eine gute Alternative sein. Wer etwas Übung hat, erzielt in der Regel jedoch bessere Streichergebnisse mit Pinsel oder Rolle. Überraschend gut eignen sich die Streichkissen zum Lasieren.
Rechteckig, dreieckig oder oval: Streichkissen bekommt man in verschiedenen Formen und Größen. Neben einfachsten Ausführungen mit dünnen Kunststoffgriffen gibt es auch Modelle mit verstellbaren Gelenkgriffen, mit Abstandsrollen, mit abgewinkelten Kissen zum Eckenstreichen oder mit Wechselpads. Im Aufbau sind sie alle gleich. Unter der Trägerplatte mit Griff, klebt ein Schaumstoffpolster, das Unebenheiten im Untergrund und leichtes Verkanten beim Streichen ausgleichen kann. Darunter befindet sich ein mit vielen feinen Härchen besetzer Velourstoff. Er nimmt die Farbe auf und gibt sie beim Streichen wieder ab. Preise: Je nach Qualität kostet ein Set zwischen 5 und 20 Euro.
Immer an der Wand lang
Beim Anstrich einer Raufasertapete können weder Flächenstreicher noch Streichkissen mit einer Lammfellrolle mithalten.
Wer kann’s länger?
Ein Pinsel und ein Streichkissen (beide neu) wurden einmal in Farbe getaucht und dann über eine glatte Fläche gezogen. Zu unserer Überraschung gab das Streichkissen mehr Farbe ab.
Schritt 1/4: Wandfarbe auftragen
Wandfarbe wird mit weiten Streichbewegungen auf die Fläche aufgetragen und dann mit wenig Druck in eine Richtung verteilt. Deutlich zu sehen ist die Abgrenzung zur Decke, die durch die Rollen am Gerät ermöglicht wird.
Schritt 2/4: Lasur auftragen
Beste Ergebnisse werden mit dem mittelgroßen Kissen und einer Lasurfarbe auf rohen Holzbrettern erzielt. Überhaupt lassen sich dünnflüssige Farben wie Lasuren und Lacke fabelhaft mit dem Streichkissen verarbeiten. Kunstharzlacke werden mit etwas Terpentin verdünnt und entsprechend geschmeidig gemacht.
Schritt 3/4: Dreieckskissen
Mit den Spitzen der Dreieckskissen lassen sich enge Winkel und Ecken gut erreichen. Bei richtig tiefen Profilen stoßen Streichkissen trotz des elastischen Formschaums schnell an ihre Leistungsgrenzen.
Schritt 4/4: Kleines Streichkissen für die Fenster
Speziell für Fenstersprossen kann das kleine Streichkissen eingesetzt werden. Die überstrehende Vorderkante verhindert eine Berührung der Glasscheibe und erleichtert auch hier ein randgenaues Arbeiten während mit der flächigen Unterseite die restliche Rahmenfläche gleichmäßig mit Lackfarbe benetzt wird.