Oszillierende Multitools: Wir haben 4 Kandidaten getestet
Wenn es eng wird und präzise sein muss, dann entfalten oszillierende Multitools ihr ganzes Können. Ob schleifen, raspeln, sägen oder schaben – alles ist möglich. Viele Jahre haben sich diese Geräte in der Profiecke versteckt, sind jetzt aber auch im Baumarkt zu finden. Wir haben vier von ihnen ins Testlabor geschickt.
Multitools sind Maschinen, die statt zu rotieren, das Werkzeug oszilieren lassen. Dabei schwingt es fast 20.000mal in der Sekunde in einem Winkel von maximal 3° hin und her. Das reicht, um in Ecken zu Schleifen oder Kleberreste vom Untergrund zu schaben. Mit den entsprechenden Messern oder hartmetallbestückten Raspeln lassen sich auch Dichtstoffe mühelos entfernen oder gammelige Fliesenfugen öffnen, um für frische Fugenmasse Platz zu schaffen.
Noch stärker sind die Geräte beim Sägen: Es gibt für fast jede Anwendung spezielle Sägeblätter, selbst solche die sich durch Holz und Metallarbeiten – keine Angst vor Nägeln! Auch wenn es reichhaltiges Zubehör gibt, ist man doch auf das Angebot des jeweiligen Herstellers angewiesen, da es keine genormte Werkzeugaufnahme gibt.
Hier trennen sich Spreu und Weizen. Die Geräte von Fein, dem Erfinder des oszillierenden Antriebs, verfügt inzwischen über ein breites Sortiment an Werkzeugen. Beim Nachzügler Bosch sind es schon deutlich weniger.
Bei den Geräten von Einhell und Ferm ist das Zubehörprogramm eher eingeschränkt und bietet neben dem Dreiecks-schleifer nur ein Sägeblatt (Ferm zwei) und einen Schaber. Einhell legt noch einen Absaugadapter und Ersatzkohlebürsten für den Motor bei. Auch wenn wir die Geräte keinem Dauertest unterzogen haben, schafft dies doch eine gewisse Skepsis gegenüber der Motorqualität.
Einhell bietet ein "Starter-Set" mit einem Schaber und fünf Sägewerkzeugen für rund 25 Euro. Bei Fein und Bosch kann man das schon für ein Sägeblatt ausgeben, was aber mit einer hohen Standzeit belohnt wird. Wer mit dem Gerät länger arbeitet, wird merken, dass die Geräte recht warm werden. Das Ferm-Gerät wird aber heiß und hat es im Test auf stolze 62°C Gehäusetemperatur gebracht! Das zwingt zur Pause, will man nicht mit Topflappen weiterarbeiten.
Multitools im Test: Messtechnik deckt Schwächen auf
Das gemeinsame Antriebsprinzip der oszilierenden Multifunktionswerkzeuge ließ schon vor dem Test keine großen Unterschiede erwarten. Dies bestätigte sich im Labor bei der Auswertung der Messergebnisse. Dennoch gab es Testparameter, die die guten von den nicht so guten Geräten trennten. So bewegte sich der gemessene Schalldruck maximal zwischen 86,3 und 91,5 dBA. Auch wenn dies einem rund doppelt so laut empfunden Geräusch entspricht, hält sich der Lärm im zulässigen Rahmen. Dennoch ist durch die hohe Frequenz auf Grund der hohen Motordrehzahlen ein Gehörschutz zu empfehlen.
Verschiedene Multitools im Test: Übersicht
Schritt 1/8: Bosch Multitool
Bosch: Preis 149 Euro. Positiv: Zum Lieferumfang gehört ein Werkzeugkoffer. Das Gerät ist leicht und handlich. Einhandbedienung ist möglich und lässt eine Hand frei für das Werkstück. Staubabsaugvorrichtung ist bereits in das Gerät integriert. Die Motordrehzahl lässt sich regulieren. Ausreichendes Zubehörprogramm. Negativ: (zu) Kurzes Anschlusskabel. Beim Schleifen schlechte Absaugwirkung, da eine Abdichtung gegen Fremdluft fehlt. Gesamturteil: Gut
Schritt 2/8: Bosch Multitool Koffer
Mitgeliefertes Zubehör: Deltaschleifplatte; 2 Bimetall-Segmentsägeblätter; HM-Riff-Deltaplatte; 4 HCS-Tauchsägeblätter; Inbusschlüssel; Schleifblattset; 2 Schaber; Koffer
Schritt 3/8: Einhell Multitool
Preis 59,90 Euro. Positiv: Das Gerät ist leicht und handlich. Einhandbedienung ist möglich und lässt eine Hand frei für das Werkstück. Absaugvorrichtung mit Staubsaugeradapter liegt bei. Sägenset (fünfteilig) ist als Zubehör erhältlich. Negativ: Motordrehzahl nicht regelbar. (zu) Kurzes Anschlusskabel. Nur Zubehör zum Schleifen, Schaben und Holzsägen. Absaugeinrichtung nur mit Werkzeug montierbar. Gesamturteil: Befriedigend
Schritt 4/8: Einhell Multitool Zubehör
Mitgeliefertes Zubehör: Deltaschleifplatte mit 2 Schleifpapieraufsätzen; Sägeblatt; Schaber; Inbusschlüssel; Staubsaugadapter mit Absaugschlauch; Ersatz-Kohlenbürsten für den Motor
Schritt 5/8: Fein Multitool
Preis 299 Euro. Positiv: Das Gerät ist leicht und handlich. Einhandbedienung ist möglich. Großer Werkzeugkoffer mit Zubehörfächern im Lieferumfang. Schnellspannvorrichtung fürs Werkzeug. Langes Anschlusskabel. Umfangreiches Zubehör – auch zum Nachkaufen. Motordrehzahl regelbar. Sehr gute Staubabsaugung. Hohe Leistungsreserven. Negativ: Hoher Anschaffungspreis Gesamturteil: Gut
Schritt 6/8: Fein Multitool Zubehör
Mitgeliefertes Zubehör: Absaugvorrichtung; 2 Deltaschleifplatten; 1 HSS-Sägeblatt; 1 Hartmetall-Sägeblatt; 1 Hartmetal-Deltaplatte; 1 Universal-Tauchsägeblatt; 1 Schaber; Diverse Schleifblattsets; Profil-Schleifset; Koffer; CD-ROM mit Arbeitshinweisen
Schritt 7/8: Ferm Multitool
Preis 59,90 Euro. Positiv: Das Gerät ist leicht und handlich. Einhandbedienung ist möglich. Motordrehzahl regelbar (nicht beim Testgerät). Negativ: Keine Staubabsaugvorrichtung vorgesehen. (zu) Kurzes Anschlusskabel. Hohe Leerlaufaufnahmeleistung. Schon im Leerlauf sehr warm, unter Last wird die Gehäusetemperatur als heiß empfunden. Nur Zubehör zum Schleifen, Schaben und Holzsägen. Zusätzliches Zubehör nicht erhältlich. Gesamturteil: Befriedigend
Schritt 8/8: Ferm Multitool Zubehör
Mitgeliefertes Zubehör: Dreiecksschleifplatte mit 2 Schleifpapieraufsätzen; Sägeblatt; Schaber; Inbusschlüssel
Fazit: Ein hoher Preis macht sich bezahlt
Unsere vier Testgeräte repräsentieren in etwa das Angebot, was zur Zeit auf dem Werkzeugmarkt für Selbermacher zu bekommen ist. Neben dem leicht abgespeckten Profigerät von Fein behauptet sich der "PMF 180 E" von Bosch mit einem etwas schwächeren Motor, aber einem ausreichenden Zubehörprogramm von guter Qualität. Die Fernostimporte von Einhell und Ferm sind sicher etwas für Gelegenheitsschleifer, -säger und -schaber.
Sie haben laut Hersteller die gleiche Motorleistung wie das Bosch-Gerät, doch schon beim Trennen fehlt das entsprechende Zubehör. Auch wenn man für einen Preis weit unterhalb der 100 Euro kein Hexenwerk erwartet, scheinen die Geräte auf Grund der eingeschränkten Einsatzmöglichkeiten unterm Strich doch eher teuer.
Hier zeigt sich der Unterschied zwischen deutscher Werkzeugentwicklung und günstigen Geräten aus Fernost deutlich. Der niedrige Preis für Import-Elektrowerkzeuge gleicht sich dann an anderer Stelle wieder aus. Im Test verbrauchten sie deutlich mehr Strom. Außerdem wurden sie wärmer und waren lauter.
Abgesehen davon und von der Ausstattung stellten die Tester in der Regel nur geringe Unterschiede fest. So trennte ein gutes Gerät von einem befriedigenden Gerät nur Kleinigkeiten wie umständlicher Werkzeugwechsel gegenüber werkzeuglosem Austausch oder das Vorhandensein einer Staubabsaugung gegenüber einem Gerät, bei dem das nicht vorgesehen ist. Ausgenommen sind jedoch die Ergebnisse der technischen Prüfungen.
Spätestens hier gab es zwischen erstem und vierten Platz deutliche Unterschiede. Das Fazit des Tests ist also klar: Wer sich ein oszillierendes Multifunktionswerkzeug anschaffen möchte, sollte lieber etwas mehr Geld ausgeben, um das Gerät wirklich universell einsetzen zu können und um die Gewissheit zu haben, eine gute Werkzeugqualität zu bekommen.
Reicht nicht auch ein Delta-Schleifer?
Sehen fast gleich aus, sind aber sehr verschieden: Die Entscheidung zwischen Dreieck-Schleifer und Multitool ist nicht einfach. Wer in erster Linie in Ecken schleifen möchte, ist mit einem günstigeren Dreieck- oder Delta-Schleifer gut bedient.
Wer aber größere Renovierungen oder gar eine Haussanierung plant, sollte sich für ein oszilierendes Multitool entscheiden. Die Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten macht die (teureren) Geräte zur ersten Wahl. Selbst im Möbelbau haben sie sich bewehrt.