Reportage

Kuckucksuhren: Meisterwerk der Handwerkskunst

Kuckucksuhren sind ein Exportschlager und ein Meisterwerk der Handwerkskunst. Aber wie werden Kuckucksuhren eigentlich gebaut? Wir haben eine Kuckucksuhren-Fabrik im Schwarzwald besucht.

Kuckucksuhren bauen
Kuckucksuhren werden seit ca. 250 Jahren im Schwarzwald gebaut.© Susanne M. K. Baur

Seit zirka 250 Jahren werden Kuckucksuhren im Schwarzwald gebaut. Anfangs waren es überwiegend Lackschilduhren, bei denen ein hölzerner Kuckuck zu jeder vollen Stunde aus einem Türchen herausschaute und der Kuckucksruf ertönte, um so die Zeit nicht nur optisch auf dem Ziffernblatt, sondern auch akustisch anzuzeigen.

Kuckucksuhr nah
Die Kuckucksuhren kosten je nach Ausführung zwischen 100 und 10 000 Euro.© Susanne M. K. Baur

Erst im 19. Jahrhundert entstand die "Bahnhäusleuhr", die heute als Urtyp der Kuckucksuhren gilt und meist mit traditionellen Schnitzmotiven verziert wird. Auch heute noch werden viele Kuckucksuhren im Schwarzwald gebaut. Etwa ein Dutzend Hersteller mit einer Vielzahl von kleinen Zulieferern und Heimarbeitern produzieren die Uhren auf traditionelle Weise.

Zu den wichtigsten Absatzgebieten für hochwertige Kuckucksuhren aus dem Schwarzwald zählen neben dem US-Markt auch Australien, Russland und Japan.

Mehr als 50 Prozent der Uhren gehen direkt ins Ausland, und von den anderen werden die meisten wohl auch von ausländischen Touristen als Erinnerung an ihren Besuch in Deutschland gekauft. Nicht nur in den USA gilt die Kuckucksuhr weiterhin als ein Wahrzeichen für Deutschland.

  • Neben dem Uhrengehäuse, dem Haus, das aus Kiefernsperrholz gefertigt wird, gehören vor allem aufwendige Verzierungen zur traditionellen Kuckucksuhr.
  • Diese Schnitzereien, die später auf das Gehäuse montiert werden, sind auch heute noch nach traditionellen Motiven aus Lindenholz handgefertigt.
  • Die kleinen Figuren, die sich an manchen Uhren bewegen, werden oft von Heimarbeitern liebevoll geschnitzt und handbemalt.

Original Kuckucksuhren erkennen

Original Schwarzwälder Kuckucksuhren erkennt man nicht nur an den geschnitzten Verzierungen aus Holz. Auch bei der Technik setzen die Hersteller auf Tradition:

  • Statt batteriebetriebener Quartzlaufwerke werden feinmechanische Uhrwerke aus Messing eingebaut, die ebenfalls aus dem Schwarzwald kommen.
  • Die schweren Tannenzapfen-Gewichte an den Messingketten müssen je nach Ausführung des Uhrwerks täglich oder alle acht Tage aufgezogen werden – für viele Uhrenliebhaber ein traditionelles Ritual.
  • Auch der Kuckuck wird mechanisch vom Uhrwerk bewegt und der Ruf des künstlichen Vogels wird auf ganz traditionelle Art mit zwei kleinen Orgelpfeifen erzeugt.
Kuckucksuhr Uhrwerk
Statt batteriebetriebener Quartzlaufwerke werden feinmechanische Uhrwerke aus Messing eingebaut.© Susanne M. K. Baur

Neben dem Kuckucksruf zur vollen und halben Stunde zeichnen sich viele Uhren durch eine Reihe weiterer Funktionen aus. Tanzende Figuren, Holzhacker, Biertrinker, küssende Liebespaare oder Schwarzwaldmädel bewegen sich alle Stunde zum Ruf des Kuckucks oder der Musik. Selbst Räuchermännle aus dem Erzgebirge sind heute auf einer Uhr aus dem Schwarzwald zu finden.

"Made in Germany" heißt nicht nur sorgfältige Auswahl der Bauteile und fachgerechte Montage, sondern auch genaue Kontrollen in der Fertigung. Das menschliche Gehör ist dabei immer noch das wichtigste Messinstrument der Uhrmacher.

Ist das Laufgeräusch nicht gleichmäßig, muss der Anker des Uhrwerks nachgestellt werden. Kuckucksuhren gelten daher heute bei Uhrenliebhaber nicht nur als beliebte Souvenirs, sondern auch als traditionelle technische Wunderwerke.

SELBER MACHEN 10/2008

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