Heizen

Kaminkassette selber einbauen

Es gibt etwas Besseres als einen Kamin: einen Kamin mit Heizkassette. Die Freude am lodernden Feuer bleibt, doch dazu kommt gemütliche Wärme im ganzen Raum.

Kamin mit Heizkassette
  © Selbermachen

Nüchtern betrachtet, ist ein Kamin ohne Feuer ein kaltes, zugiges Loch. Wenn Feuer darin lodert, ist es anders, doch nicht unbedingt angenehmer: Wer davor sitzt, wird von vorne erhitzt und von hinten gekühlt, denn das Feuer zieht einen ständigen Strom frischer, kalter Luft an. Der größte Teil der Verbrennungswärme verschwindet durch den Schornstein. In Zahlen: Die Heizenergie, die im Holz steckt, kommt nur zu etwa 15 Prozent dem Raum zugute, 85 Prozent bleiben ungenutzt.

Eine Heizkassette verbessert nicht nur den Wirkungsgrad (85 Prozent der Energie werden genutzt), sondern ist auch bequem. Keine Sorge mehr um das Feuer, wenn man mal den Raum verlässt, keine Asche, die sich hinterher im Raum verteilt. Wenn jetzt der Kamin brennt, knistert und knackt das Holz und es wird einfach nur warm.

Alles Wichtige zum Kamin mit Heizkassette einbauen im  Überblick

Jede Heizkassette wird nach Maß gebaut

Die Bauart ist gleich, doch keine Heizkassette gleicht der anderen bis auf den Millimeter, jede ist Maßarbeit. Deshalb kommt es beim Ausmessen des Feuerraums auf absolute Genauigkeit an. Gemessen werden zunächst Breite und Höhe vorne und bei seitlich offenen Kaminen wie dem in unserem Beispiel auch an der Seite, dann die Tiefe und die hintere Breite. Bei den meisten Kaminen hat der Feuerraum eine trapezförmige Grundfläche, und das muss natürlich berücksichtigt werden.

Die ermittelten Maße geben noch nicht die endgültige Größe der Kassette an; sie soll rundherum ein bis zwei Zentimeter Luft haben, denn das Material dehnt sich bei Erwärmung aus. Natürlich muss auch die Dicke der Dämmschicht, die hier zusätzlich eingebaut wird, berücksichtigt werden. Fehler beim Messen können teuer werden, wenn die bestellte Heizkassette nicht passt. Deshalb ist es ratsam, diese Arbeit auch dann dem Lieferanten zu überlassen, wenn der Einbau später selbst vorgenomment werden soll.

Kamin mit Heizkassette selber einbauen

Kamin mit Heizkassette
Kamin mit Heizkassette – Kaminraum säubern
© Christian Bordes

Schritt 1/10: Kaminraum säubern

Als erstes wird die Klappe ausgebaut, mit der der Luftstrom bisher gedrosselt werden konnte. Den ganzen Feuerraum und den Schornstein – soweit erreichbar – gründlich aussaugen.

Kamin mit Heizkassette – Material
© Christian Bordes

Schritt 2/10: Material

Das gesamte Material steht bereit. Rund um den Kamin muss genügend Bewegungsfreiheit für mindestens zwei Personen sein, die die Kassette später einschieben. Sie wiegt bei einer Größe von 60 x 50 x 50 cm etwa 80 Kilo!

Kamin mit Heizkassette – Dämmung andrücken
© Christian Bordes

Schritt 3/10: Dämmung andrücken

Die Dämmung, die an der Rückwand des Feuerraums notwendig ist, wird lose gegen die Wand gedrückt und haftet an der rauen Fläche. Geeignet ist Steinwolle, denn sie ist hitzebeständig.

Kamin mit Heizkassette – Heizkassette einschieben
© Christian Bordes

Schritt 4/10: Heizkassette einschieben

Nun kann die Kassette vorsichtig eingeschoben und ausgerichtet werden.

Kamin mit Heizkassette – Steinwolle einsetzen
© Christian Bordes

Schritt 5/10: Steinwolle einsetzen

Die Fugen zwischen der Kassette und den Feuerraumwänden müssen sorgfältig mit Steinwolle geschlossen werden, damit später keine Rußpartikel aus dem Schornstein in den Hohlraum fallen können. Sie entzünden sich bei Hitze leicht und könnten einen Schornsteinbrand verursachen.

Kamin mit Heizkassette – Dichtungsband einkleben
© Christian Bordes

Schritt 6/10: Dichtungsband einkleben

Mit breitem, selbstklebendem Dichtungsband aus Keramikfaser werden die Fugen zwischen den Seitenblenden und dem Mauerwerk geschlossen.

Kamin mit Heizkassette – Dichtungsschnur einsetzen
© Christian Bordes

Schritt 7/10: Dichtungsschnur einsetzen

Für den breiten Schlitz zwischen Tragrahmen des Kamins und Kassette eignet sich Dichtungsschnur besser. Sie ist komprimierbar und passt sich auch unregelmäßig geformten Fugen an. Größere Löcher schließt man mit Schamotteplatte, die passend geschnitten und mit hitzebeständigem Schnellbinder eingesetzt wird.

Kamin mit Heizkassette – Heizkassette ausrichten
© Christian Bordes

Schritt 8/10: Heizkassette ausrichten

Die Heizkassette muss genau lot- und waagerecht ausgerichtet werden. Dafür gibt es unter dem hinteren Teil der Kassette Stellfüße, die von innen gedreht werden können. Die Kassette steht richtig, wenn die Tür nach dem Öffnen leicht von selbst zufällt.

Kamin mit Heizkassette – Fuge verspachteln
© Christian Bordes

Schritt 9/10: Fuge verspachteln

Die schmale Fuge an der Unterkante wird mit einer hitzebeständigen Versiegelung abgedichtet. Aus optischen Gründen können auch die Dichtungsschnüre damit abgedeckt werden.

Kamin mit Heizkassette anzünden
© Christian Bordes

Schritt 10/10: Kamin anzünden

Die Feuerprobe zeigt, ob alles stimmt. Wenn die Kassette sich zum ersten Mal erhitzt, bildet sich ein weißlicher Nebel, weil eine Schutzbeschichtung einbrennt. Kräftig lüften hilft – nach ein paar Stunden ist alles in Ordnung.

So wird die Luft in der Heizkassette erwärmt

Die Heizkassette ist wie eine doppelwandige Wanne gebaut. Unten tritt Kaltluft durch die Lufteintrittslamellen in den Zwischenraum ein, erwärmt sich an den Brennkammerwänden und den Wärmetauscherrohren und verlässt erwärmt den Ofen oben an den Luftaustrittslamellen. Die Verbrennungsluft zieht nach oben in den Schornstein ab, nachdem sie an den Wärmetauschern entlanggeströmt ist.

Heizkassette einbauen: Experten-Tipps

Bezirksschornsteinfegermeister Frank- Michael Vogelsang ist wie seine Kollegen Energieexperte und berät seine Kunden in allen Fragen, die sich um Heizung und Wärme drehen. Hier seine Tipps zum Einbau von Heizkassetten.

  • Eine ausführliche Ortsbesichtigung mit dem Schornsteinfeger ist unbedingt notwendig. Der Schornsteinfeger muss durch seine Unterschrift später bestätigen, dass die veränderte Feuerstelle ohne Bedenken benutzt werden kann. Dazu muss er den vorhandenen Kamin und den Raum, in dem er steht, kennen. In Einzelfällen ist der Einbau einer Heizkassette nicht empfehlenswert.
  • Denken Sie an Schränke, Bücherregale oder Elektroleitungen neben dem Kamin. Eine Heizkassette gibt nicht nur mehr Wärme an der Raum ab als ein offener Kamin, in ihr entwickeln sich auch erheblich höhere Temperaturen. Es kann durchaus passieren, dass die Wände hinter dem Kamin sich ohne zusätzliche Isolierung so erwärmen, dass die Umhüllung von Elektroleitungen schmilzt oder Holz sich entzündet und dadurch ein Schwelbrand entsteht.
  • Lassen Sie sich vom Schornsteinfeger beraten, bevor Sie eine Heizkassette kaufen. Kompetente Hilfe bei der Auswahl der richtigen Kassette spart Geld und unter Umständen viel Ärger. Der Schornsteinfeger ist ein neutraler Berater und hat einen Überblick über die Produkte am Markt. Sammeln Sie Prospekte, gehen Sie sie mit ihm durch.
  • Achten Sie bei Heizkassetten auf Qualität und nicht auf Sonderangebote. Bei Heizkassetten kommt es nicht in erster Linie auf Schönheit oder den günstigen Preis an, sondern auf Qualität. Ein Hinweis sind Typenschild und das Prüfsiegel CE Ü. Kassetten der Bauart 1 müssen geschlossen betrieben werden, die der Bauart 2 auch mit offenen Türen.
  • Wenn Sie den Einbau von Heizkassetten selbst machen möchten, sprechen Sie die Arbeiten vorher durch. Heizkassetten werden zwar mit Einbauanleitung geliefert, doch darin können nicht alle Besonderheiten am Einbauort berücksichtigt sein. Gehen Sie deshalb mit dem Schornsteinfeger die Arbeitsschritte durch; er ist auch gerne bereit, den Einbau zu begleiten. Dann können Sie sicher sein, dass alles in Ordnung ist und auch problemlos abgenommen wird.

Artikel aktualisiert am 27.12.2023

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