Oberflächen kreativ gestalten
Sauber lackierte Holzoberflächen sind schwer hinzubekommen und beileibe nicht für alle Möbel die beste Lösung. Wir haben viel bessere und ungewöhnlichere Ideen.
Das Problem kennen Sie: Kaum steht Ihr neu und günstig erworbenes Holzmöbel zu Hause, kommt Ihnen das kieferntypische astige Hellbraun irgendwie piefig und langweilig vor. Was tun: Lackieren? Viel zu schwierig. Bekleben? Doch nicht bei Massivholzmöbeln! Lasieren? Wird aller Erfahrung nach noch piefiger.
Wir haben Besseres für Sie. Unsere Oberflächentechniken machen aus einer simulierten Antiquität ein echtes, unverwechselbares und noch über viele Generationen vererbbares Schmuckstück. Jede unserer drei Techniken ist von uns in einer bestimmten Farbkombination auf den Schrank gebracht worden, aber da es ja bekanntermaßen mindestens soviele Farben wie Geschmäcke gibt, steht Ihnen eine ungeheure Gestaltungsvielfalt zur Auswahl.
Wie immer bei der Anwendung für Sie neuer Techniken sollten Sie das Ganze auf einem Stück Restplatte ausprobieren und den richtigen Armschwung einüben, bevor Sie sich an Ihr bestes Stück wagen. Das bietet Ihnen auch die Möglichkeit, verschiedene Farbkombinationen oder einfach mal eine andere Farbauftrags- Reihenfolge auszuprobieren. Hier stellen wir Ihnen sieben Techniken zur Oberflächenbehandlung vor. Viel Spaß und viel Erfolg!
Übrigens: Wie Sie auch die unscheinbarsten Gegenstände mit Gold und Silber aufwerten, zeigen wir hier.
1. Schleier-Effekt mit Lasiertechnik
Die schönsten und dabei absolut einzigartigen Muster bietet das Holz immer noch selbst. Bei der Oberflächenbehandlung mit einer Lasur bleibt diese Holzmaserung weitgehend sichtbar, weil Lasuren nur einen sehr geringen Pigmentanteil haben. In unserem Fall verwendeten wir eine Lasur auf Ölbasis. Öl dringt besonders tief in das Holz ein und bietet einen gewissen Schutz vor Wasser und anderen Flüssigkeiten, die im rohen Holz unübersehbare Spuren hinterlassen würden.
Wichtig beim Lasieren ist eine gute Untergrundvorbereitung. Weil es unüblich ist, Lasuren zwischenzuschleifen, können Sie das Holz vor dem Schleifen wässern. Dabei stellen sich die Holzfaserenden auf und können durch das Schleifen gebrochen werden. Das Ergebnis ist eine absolut glatte Oberfläche – Sie können loslasieren.
Schritt 1/2: Oberfläche wässern
Durch Wässern der Oberflächen erreichen Sie eine staubfreie und später glatte Oberfläche. Mit nassem Schwamm gründlich abreiben und trocknen lassen.
Schritt 2/2: Schublade schleifen
Feines Schleifpapier (120er bis 150er) reicht aus, um die Fasern zu brechen. Grundsätzlich immer in Maserrichtung schleifen und Kanten nicht vergessen.
2. Holzlasuren: Lassen Sie Ihre Holzmaserung aufleben!
Holzlasuren für innen bekommen Sie fertig in allen erdenklichen Farbtönen im Baumarkt, auch als farblose Variante. Grundsätzlich sind Lasuren nicht deckend, allerdings können Sie den Deckungsgrad dadurch erhöhen, dass Sie die Flächen mehrmals lasieren. Wenn Sie eigene Farbtöne verstreichen möchten, können Sie ganz einfach eine transparente Lasur mit herkömmlicher Abtönfarbe anmischen. Aber Achtung: Abtönfarben sind sehr pigmentreich und führen dazu, dass die Holzmaserung weitgehend zugedeckt wird. Zu dick angerührte Lasuren können Sie allerdings mit ein wenig Wasser wieder verdünnen.
3. Wischeffekte mit der Kratztechnik
Die gleichen Werkzeuge, die Sie für die Wandgestaltung einsetzen können, finden auch auf Holzoberflächen von Möbeln ihre Anwendung. Ob Schwamm, Bürste oder Rolle, alles ist auch im Kleinen möglich. Wobei man sagen muss, dass die Muster bestimmter Techniken, etwa der Wickeltechnik, nur auf großen Flächen wirklich zur Geltung kommen. Je kleiner die zu bearbeitende Fläche ist, desto kleiner und filigraner sollte auch das Muster und damit das Werkzeug sein.
Für sämtliche Effekte müssen Sie Ihre Holzoberflächen grundieren und mit einer Grundfarbe streichen. Wässern ist unnötig, da Sie nach der Grundierung sowieso zwischenschleifen sollten. Die Grundfarbe ist eine qualitativ gute weiße Wandfarbe, die Sie mit der zugehörigen Abtönpaste auf Ihren Wunschton trimmen. Die Grundfarbe bestimmt auch nach dem Auftrag der Wischeffekte immer noch den Gesamtton. Wollen Sie eine eher dunkle Schranktür haben, muss der Grundton dunkel sein und umgekehrt. Die Effektfarbe kann die Wirkung des Grundtons nicht mehr korrigieren. Wir empfehlen Ihnen, vor der eigentlichen Arbeit mit Ihren Farben an einem Reststück zu experimentieren.
Schritt 1/2: Vorstreichfarbe auftragen
Bevor Sie die Fläche grundieren, sollten Sie sie auch hier wässern und gründlich schleifen. Eine Vorstreichfarbe auf Acrylbasis füllt die Poren und trocknet schnell.
Schritt 2/2: Grundfarbe verstreichen
Nach dem Trocknen der Grundierung verstreichen Sie die Grundfarbe, ebenfalls mit dem Pinsel. Nach dem Trocknen sehr fein (240er-Schleifpapier) zwischenschleifen.
4. Holzbearbeitung: Tupfen, bürsten, maserieren
Bevor Sie mit dem Effektwerkzeug Ihrer Wahl loslegen, sollten Sie an Ihrem Objekt einen kleinen Randstreifen abkleben. So lässt sich rundherum ein sauberer Abschluss erzielen. Einfaches Malerkrepp reicht aus, da die Farbe nicht flächig aufgebracht wird. Beim Arbeiten mit dem Maserierwerkzeug brauchen Sie keinen Rand, da ja gerade der Anschein einer durchgehend farbigen Holzmaserung erzielt werden soll. Während Tupfen und Bürsten handwerklich nicht sehr anspruchsvoll sind, ist es das Maserieren schon. Hier müssen Sie an einem Reststück vor allem das schwierige Absetzen üben, damit die Holzoptik authentisch wird.
5. Durchreibe-Effekt
Alte Möbel erhalten Ihre Patina und Ihren unwiderstehlichen Reiz durch die Abnutzungserscheinungen in Gestalt von durchgescheuerten Lack- und Farbflächen oder gebrochenen goldenen Verzierungen. Was Sie vielleicht nicht wissen: Diese Effekte können Sie ganz leicht selbst herstellen. Das einzige Geheimnis ist die Verwendung von mindestens zwei Farben, wobei Schwarz für einen möglichst authentischen Effekt quasi unverzichtbar ist. Aber Achtung: Reines Schwarz wirkt wenig lebendig, mischen Sie deshalb etwas Grün dazu!
Um den charakteristischen matten Farbton dieser alten Möbel nachzuahmen, greifen Sie am besten zu den Abtönfarben. Die kann man nämlich durchaus auch im unvermischten Zustand verstreichen. Damit die im trockenen Zustand recht spröde Farbe im Nachhinein nicht abblättert, verstreichen Sie nach allen Arbeitsschritten (aber vor dem Goldauftrag) einen Klarlack auf allen Flächen.
Schritt 1/6: Abtönfarbe auftragen
Mit einer schwarzen Abtönfarbe streichen Sie die rohen, ungrundierten Holzflächen satt ein. Geben Sie dem Schwarz etwas Grün hinzu. Anschließend gut trocknen lassen!
Schritt 2/6: Deckfarbe verstreichen
Die Deckfarbe (hier Ochsenblut-Rot) verstreichen Sie ebenfalls mit dem Pinsel auf allen Flächen und Kanten. Dabei immer in Maserrichtung arbeiten.
Schritt 3/6: Kanten leicht abwischen
Die Kanten wischen Sie mit einem weichen Tuch leicht ab, solange die Farbe noch nass ist! Danach die Farbe gut trocknen lassen!
Schritt 4/6: Öllasur auftragen
Mit einer braunen Öllasur auf Kunstharzbasis frischen Sie den Rotton etwas auf, und in den Ecken und Poren entsteht der Eindruck einer natürlichen Patina. Tragen Sie sie mit dem Pinsel in Maserrichtung auf.
Schritt 5/6: Lasur abwischen
Nach dem Verstreichen der Lasur wischen Sie sie gleich wieder mit einem weichen Tuch ab. Anschließend müssen Sie alles gut trocknen lassen.
Schritt 6/6: Klarlack auftragen
Am Ende aller Arbeitsschritte überziehen Sie alle Flächen mit einem Klarlack auf Acrylbasis. Ein einmaliger Auftrag ohne Zwischen- oder Feinschliff reicht hier völlig aus.
6. Scheuer-Effekt
Anders als bei den Wisch-Effekten ist es beim Scheuer-Effekt nicht die Grundfarbe, die sich im fertigen Zustand durchsetzt, sondern die Deckfarbe. Möchten Sie also beispielsweise Rot als bestimmenden Farbton, müssen Sie schwarz grundieren. Grundsätzlich gilt, dass viel Schleifen die Grundfarbe stärker hervorholt, Sie haben also durchaus einen gewissen Spielraum in Ihrem Farbspektrum. Das verwendete Schleifpapier sollte dabei nicht gröber als 120 sein. Übrigens sollten Sie auf eine Grundierung unter der Grundfarbe verzichten. Dann schimmert nach dem Schleifen nämlich auch noch die Holzmaserung leicht durch die Farben hindurch.
7. Vergolden
Den hier gezeigten goldenen Streifen dürfen Sie erst nach dem Klarlack aufbringen, weil der den Goldton nachhaltig verändern würde. Kleben Sie mit Malerabdeckband den Streifen ab und reiben Sie das Goldkonzentrat mit dem Finger und einem weichen Tuch auf. Das richtige Goldkonzentrat bekommen Sie übrigens nur in einem Fachgeschäft für Künstlerbedarf.