Messen

Richtig maßnehmen

Exakte Maße sind eine wesentliche Voraussetzung für perfektes Selbermachen. Beim Messen kommt es nicht nur auf geeignete Messwerkzeuge, sondern auch auf den richtigen Umgang damit an. Wir erklären, wie Sie richtig messen!

Richtig messen ist eine Voraussetzung für das Selbermachen.
Richtig messen ist eine Voraussetzung für das Selbermachen.© Tillman Straszburger

Die häufigste Aufgabe beim Messen ist das Ermitteln von Strecken. Dabei kann es sich um Längen von wenigen Millimetern oder vielen Metern handeln. Je nach Länge werden unterschiedliche Messwerkzeuge eingesetzt.

Das Standardwerkzeug zum Messen von Längen ist der Zollstock, in Fachkreisen auch als Gliedermaßstab bezeichnet. Im Süden nennt man ihn eher Meterstab und im Osten auch Schmiege. Allerdings sollte man sich beim Messen nicht blind auf die billigen Zollstöcke aus den Grabbelkisten der Baumärkte verlassen.

Hochwertige Zollstöcke aus Weißbuche, Kunststoff oder Aluminium haben Federgelenke, die enge Toleranzen ermöglichen. Die Qualität der Federgelenke bestimmt nicht nur die Genauigkeit, sondern auch die Lebensdauer eines Zollstocks. Eine Eichmarkierung am Anfang der Maßeinteilung gibt Auskunft über die Messtoleranz. Für eichbare Zollstöcke gilt die Klasse III. Das heißt, die erlaubte Toleranz beträgt bei einer Strecke von 1 m ±1 mm, bei 2 m ± 1,4 mm.

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Präziser sind Rollbandmaße. Für sie gilt in der Regel die Klasse II mit ± 0,7 mm bei 2 m, ± 0,9 mm bei 3 m beziehungsweise ± 1,3 mm bei 5 m. Damit sich die Toleranzen verschiedener Maßstäbe nicht auch noch addieren, sollten Sie beim Übertragen von Referenzwerten möglichst immer mit demselben Maßstab arbeiten.

Zollstock genauer als Laser?

Bei kleinen Entfernungen, wie zum Beispiel beim Möbelbau, lässt sich manchmal selbst mit Zollstöcken oder Rollbandmaßen genauer messen als mit einem Laserentfernungsmesser, dessen bauartbedingte Messgenauigkeit oft ± 2 mm beträgt. Bei längeren Strecken von vielen Metern sind die Laserentfernungsmesser jedoch unschlagbar, da die Toleranz auch über die gesamte Messstrecke konstant bleibt, während der Fehler beim Messen mit Gliedermaßstäben oder Rollbandmaßen mit zunehmender Länge immer größer wird.

Wichtige Voraussetzung für präzises Messen mit einem Zollstock ist aber auch die richtige Anwendung. Das Messwerkzeug sollte keinesfalls zum Farberühren und Flaschenöffnen zweckentfremdet werden. Die Gelenke zwischen den einzelnen Gliedern müssen zum Messen immer sauber ausgeklappt und eingerastet sein. Soll eine größere Strecke frei überbrückt werden, ohne dass der Zollstock flach aufliegt, ist zu beachten, dass er nicht durchhängt, denn das würde das Messergebnis verfälschen. Drehen Sie ihn einfach hochkant, um diese Gefahr zu verringern.

Präziser messen mit Helfer

Das Gleiche gilt auch für das Messen mit Rollbandmaßen, denn je länger die zu messen de Strecke ist, desto größer ist die Gefahr des Durchhängens. Deshalb ist es bei längeren Strecken hilfreich, wenn eine zweite Person das Bandmaß straff zieht. Lange Rollbandmaße haben oft einen Ring am Anfang, mit dem sie zum Beispiel an der Messestelle eingehängt werden können. Dabei ist allerdings zu beachten, ob der Nullpunkt der Skala am Anfang oder Ende des Rings liegt.

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Die kleineren Taschen-Rollbandmaße haben dagegen meist einen verschiebbaren Endhaken. Wird er ausgezogen, kann man das Bandmaß an einem Werkstück, dessen Dicke mitgemessen werden soll, einhängen. Zum Messen ab der Innenseite wird der Endhaken eingeschoben und ab Außenkante gemessen.

Manche Taschen-Rollbandmaße sind mit einem Sichtfenster versehen, das das Maß einschließlich des Bandmaßgehäuses anzeigt. Das erleichtert Innenmessungen, zum Beispiel in einem Schubkasten. Allerdings kann man solche Messungen auch ohne spezielles Sichtfenster durchführen. Ermitteln Sie einfach die Distanz von Vorderkante zur Hinterkante des Bandmaßgehäuses und addieren Sie diese einfach zu dem auf der Innenseite abgelesenen Wert hinzu.

Bei größeren Bauteilen wie Nischen lassen sich Innenmaße auch gut mit zwei Zollstöcken ermitteln. Wichtig ist dabei ja oft, nicht nur die Vorderkante zu messen, sondern auch hinten in der Nische oder gar an mehreren Stellen Maß zu nehmen. Klappen Sie dazu beide Zollstöcke aus und legen Sie sie einen von der einen Seite und den anderen von der anderen Seite an und lesen Sie die jeweiligen Maße an einer Stelle ab, an der die beiden Zollstöcke unmittelbar nebeneinander oder gar übereinander liegen. Die Addition der beiden Werte ergibt das gemessene Innenmaß.

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Ähnlich kann man auch bei der Messung der Raumhöhe vorgehen. Messen Sie dabei aber an der Wand. In der Raummitte wird das Verfahren allerdings schnell ungenau. Profis verwenden deshalb auch spezielle Teleskop- Maßstäbe, die meist aus zwei zusammengesteckten Aluminiumrohren bestehen. Das innere Rohr wird bis zur Decke ausgefahren und kann in der Position arretiert werden. Das Messergebnis lässt sich meist in einem Fenster ablesen. Haken an den Enden ermöglichen es, den Teleskop-Maßstab auch wie eine riesige Schieblehre für die Außenmessung von Bauteilen einzusetzen.

Mutters Bandmaß

Nicht immer steht ein geeignetes Bandmaß zur Verfügung und wenn dann zum Beispiel der Umfang einer Säule gemessen werden soll, scheitert man mit dem Zollstock doch sehr schnell. In solchen Fällen hilft auch mal der Griff in Mutters Nähkasten. Auch wenn dieses Bandmaß in der Regel nicht geeicht ist, genügt die Messung für die meisten Aufgaben. Im Zweifelsfall sollte man jedoch das Bandmaß mal neben einem geeichten Maßstab ausrollen und die Werte vergleichen.

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Messschieber für kleine Maße

Gliedermaßstäbe und Rollbandmaße haben meist eine Millimeterskala. Maße auf einem halben Millimeter lassen sich damit vielleicht noch abschätzen, doch gerade bei kleinen Bauteilen, zum Beispiel im Modellbau reicht dies oft nicht aus. Ein Messschieber, umgangssprachlich auch als Schieblehre bezeichnet, ist das Messwerkzeug für solche Teile und hohe Genauigkeit. Er besteht aus zwei übereinandergleitenden Stangen mit seitlichen Messspitzen für Innen- und Außenmaße sowie einer Tiefenmessstange zum Messen der Tiefe von Bohrungen.

Die feste Stange trägt eine Skala, die bewegliche einen Nonius. Dieser hat auf 9 mm 11 Striche. Der Abstand zwischen zwei dieser Markierungen entspricht somit 9/10 mm. Da sich auf der Länge des Nonius immer nur ein Strich mit einem Strich der Millimeterskala deckt, wird einfach ausgezählt, der wievielte Strich es ist. Jeder Strich steht für 0,1 mm. Dieses Maß wird zum an der Nullposition abgelesenen Wert hinzugerechnet.

Mittlerweile ersetzen immer mehr digitale Messschieber die mechanischen Messchieber und damit auch das etwas umständliche Ablesen. Für noch präzisere Messungen (bis 0,01 mm) gibt es Bügelmessschrauben. Doch die sind eher etwas für Feinmechaniker und spielen bei den Heimwerkeraufgaben kaum eine Rolle.

Ultraschall ist oft ungenau

Beim Ausmessen von Räumen ersetzen elektronische Messgeräte immer öfter die mechanischen Messwerwerkzeuge. Am preiswertesten sind Ultraschall-Entfernungsmesser, die selbst dann, wenn sie mit einem Laserpointer als Zielmarkierung versehen sind, nur eine geringe Genauigkeit haben. Diese beträgt meist ± 0,5%. Die Abweichung kann also schon bei 5 mm auf einen Meter liegen. Bei 5 m kann der Messfehler dann sogar 2,5 mm betragen.

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Zum Messen sendet der Ultraschall-Entfernungsmesser einen von Menschen nicht hörbaren Ultraschallton aus und dedektiert das von der gegenüberliegenden Wand zurückworfene Signal. Das klappt in leeren Räumen ganz gut. Messungen im möblierten Räumen sind jedoch schwierig, da auch die Möbel das Signal reflektieren. Auch bei einer Wand mit einem Fenster weiß man meist nicht so genau, ob das Gerät bis zur Wand oder bis zur Fensteroberfläche misst. Auch für Außenmessungen sind Ultraschall- Entfernungsmesser kaum geeignet, da Wind das Signal verwehen und damit verfälschen kann. Für präzise Messarbeiten sind solche Geräte kaum nutzbar. Wenn es aber darum geht, die Größe eines Raumes zu überschlagen, um festzulegen, wie viel Farbe oder Tapetenrollen gebraucht werden, genügt selbst ein Ultraschall-Entfernungmesser.

Schneller und präziser mit Laser

Auch wenn Laserentfernungsmesser beim Bau von Kleinmöbeln wenig helfen, da sie in diesem Messbereich ungenauer sind als ein Zollstock, sind sie in der Präzision beim Ausmessen von Räumen oder gar im Außenbereich unschlagbar. Achten Sie aber bei der Anschaffung auf die Toleranz, denn gerade bei den preiswerteren Geräten gibt es deutliche Unterschiede.

Laserentfernungsmesser senden einen gebündelten Laserstrahl aus und werten ähnlich wie Ultraschall- Entfernungsmesser das zurückgeworfene Signal aus. Temperatur und Wind haben auch im Außenbereich keinen wesentlichen Einfluss auf das Laserlicht und das Messergebnis. Auch Hindernisse im Raum stören die Messung nicht, denn der Laserpunkt ist in der Regel an der zu messenden Position genau erkennbar.

Ein wesentlicher Vorteil der Geräte ist es, dass die meisten Messarbeiten, auch von längeren Strecken, ohne Helfer vorgenommen werden können. Selbst in unbegehbaren Räumen, wie zum Beispiel bei frischem Estrich, können manche Messungen durchgeführt werden.

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Durch eingebaute Rechenfunktionen lassen sich auf Knopfdruck Einzelmessungen addieren, Flächen- oder Raummaße ermitteln. Eine Besonderheit ist die indirekte Messung mit Hilfe des Satzes des Pythagoras (a2+b2=c2). Sie erlaubt es, die Länge einer Strecke zu ermitteln, die, wie zum Beispiel bei einer Fassade mit vorgehängtem Balkon, nicht direkt gemessen werden kann. Die Vorgehensweise ist eigentlich ganz einfach. Zuerst wird die Entfernung vom Messpunkt zur unteren Kante der Wand ermittelt. Anschließend wird das Messgerät von derselben Position auf die oberen Stelle ausgerichtet und die Messung ausgelöst. Das Gerät errechnet aus den beiden Messungen die dritte Strecke.

Wichtig beim Messen mit elektronischen Geräten ist der Referenzpunkt. Das kann Vorderkante, Hinterkante, Stativgewinde oder das Ende einer speziellen Messspitze sein. Bei Entfernungsmessern, die sich auf einem Stativ montieren lassen, verdoppeln Sie die Reichweite, indem zur einen Seite und dann, auf dem Stativ um 180° gedreht, zur anderen Seite gemessen wird.

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