Digital-TV übers Heimnetzwerk: So geht's
Mit dem so genannten "Sat-over-IP" (kurz: Sat-IP) lässt sich Digitalfernsehen übers Datennetzwerk verteilen. Die Technik wurde vor gut drei Jahren vom Satellitenbetreiber Astra zusammen mit einigen Herstellern eingeführt. Heute wird sie auch als "DVB over IP" bezeichnet, da sie auch mit Kabelfernsehen funktioniert. Wir zeigen Ihnen, wie Sie darüber im ganzen Haus fernsehen können.
Eine Sat-IP-Anlage besteht aus zwei Gerätetypen: Der Server ist meist bei der Empfangsanlage installiert und bezieht Digital-TV-Signale von einem Mehrfach-LNB oder einem Multischalter. Per Netzwerkkabel ist er mit dem heimischen Internetrouter verbunden.
Der Sat-IP-Empfänger fordert einen Kanal via Netzwerk beim Server an. Dieser antwortet, indem er die Daten des Kanals übers Netzwerk schickt. Der Empfänger entschlüsselt daraus Bild und Ton und zeigt die Sendung an. So lassen sich so viele Kanäle parallel auf verschiedenen Empfängern anschauen, wie der Sat-IP-Server aktive Tuner bietet. Am gängigsten sind Double-, Triple- oder Quattro-Tuner (also zwei, drei oder vier Tuner in einem Sat-IP-Server).
Ein Flaschenhals kann dabei das Netzwerk sein. Für sicheren Empfang auf mehreren Geräten sollten der Server und möglichst viele Empfänger per Kabel mit dem Router verbunden sein. Fürs WLAN ist die Datenmenge vieler paralleler TV-Streams meist zu groß. Weitere Einschränkung: Sat-IP funktioniert nur mit unverschlüsselten Sendern, nicht mit Pay-TV.
Die Server
Sat-IP-Server gibt es mit zwei oder vier Tunern. Vierfach-Server wie der Elgato EyeTV Netstream (links) lassen sich an LNBs, Multischaltern oder an Unicable-Systemen betreiben. Der Devolo TV Sat bietet zwei Tuner mit Einzelanschlüssen. Dank eingebautem Powerline-Adapter lässt er sich übers Stromnetz ins Netzwerk einbinden.
Den Elgato EyeTV Netstream 4Sat bekommen Sie für etwa 200 Euro, ebenso wie den Devolo TV Sat Multituner.
Die Sat-IP-Clients
Empfänger nennt man im Netzwerkjargon auch "Clients". Im Sat-IP-System können das unterschiedliche Gerätetypen sein, so lange sie sich auf das Empfangssystem übers Netzwerk verstehen.
Zusatznutzen: Vernetzte Digital-TV-Empfangsboxen können alternativ zum Sat-Empfang via Koaxkabel auch Sendungen von einem Sat-IP-Server empfangen. Den Anfang machte der deutsche Hersteller Kathrein mit einer Reihe netzwerkfähiger Empfänger wie etwa dem UFS-916. Dieser ist für 230 Euro zu erhalten.
Mission Sat-IP: Spezielle Streaming-Boxen und-Sticks wurden eigens für den Sat-IP-Empfang entwickelt. Der Schwaiger DSR 51 IP etwa wird direkt in eine freie HDMI-Buchse am TV-Gerät gesteckt. TV-Signale empfängt der mit einem Android-Betriebssystem laufende Stick übers WLAN. Er ist für rund 100 Euro zu haben.
Taschen-Fernsehen: Sat-IP-Apps für die großen Mobil-Betriebssysteme Android und Apple iOS verwandeln Smartphones und Tablets in erstklassige TVs. Die bekannteste App heißt "Elgato Sat-IP" und kann sogar aufnehmen. Programme wie "DVB-Viewer pro" machen den PC zum Sat-IP-Tuner.
Spezielle Server
Auch TV-Geräte oder Set-Top-Boxen können ungenutzte TV-Tuner zum Sat-IP-Streaming übers Netzwerk zur Verfügung stellen.
Universal Server: Smart-TVs der Oberklasse von Panasonic (hier: TX-60CXW754 für 2.399 Euro) stellen ihre Doppeltuner für die Empfangswege Satellit und Kabel im Netzwerk bereit. Der Hersteller nennt die Funktion DVB-IP statt Sat-IP. Der Empfang mit Sat-IP-Apps und -Geräten klappt allerdings nur mit Sat-Empfang. Panasonic-Geräte und -Apps können auch Kabelprogramme von den Smart-TVs über das heimische Netzwerk empfangen.
Verteiler-Boxen: Auch Sat-Receiver lassen sich als Server einsetzen, wie etwa Humax mit seinen netzwerkfähigen Receivern iCord Evolution und iCord Pro zeigt (siehe Foto oben). Demnächst sollen zwei weitere Geräte namens iCord Neo und HD-Fox Twin dazukommen. Der iCord Evolution hat vier Tuner, die übrigen Modelle je zwei.
Einschränkung: Der iCord Pro, Neo und HD-Fox Twin können die HD-Kanäle von Privatsendern wie RTL oder Pro7 zwar empfangen. Diese Kanäle lassen sich aber nicht in HD-Auflösung per Sat-IP an Endgeräte streamen. Alle anderen Sender, also etwa die SD-Versionen der Privatsender, übertragen sie aber an alle Sat-IP-kompatiblen Empfänger.
Fernseh-Hot-Spot: Einen universellen Netzwerk-Knoten bietet AVM mit dem Fritz! WLAN Repeater DVB-C an.Er dient zur Erweiterung des Funknetzes zusammen mit WLAN-Routern des Herstellers.Dafür steckt man den Repeater innerhalb der Reichweite des Fritzbox-WLAN in eine Steckdose und konfiguriert die WLAN-Vergrößerung über die Menüoberfläche des Routers am Computer.
Zusätzlich hat der Repeater einen Koax-Eingang für das TV- Kabel sowie zwei eingebaute digitale Kabeltuner. Deren Empfangssignale stellt der Repeater nach erfolgreicher Installation und einem Sendersuchlauf im gesamten Heimnetzwerk zur Verfügung.
Am besten klappt der TV-Empfang über die zugehörige, kostenlose Fritz-TV-App, die für iOS- und Android-Mobilgeräte zu haben ist. Alternativ kann auch das PC-Programm "VLC-Player" die TV-Streams aus dem Netzwerk fischen.
Sat-IP-Server installieren
Der Elgato EyeTV Netstream 4Sat dient hier als Beispiel. Bei anderen Sat-IP-Servern erfolgt die Konfiguration teils auch über den Internetbrowser am PC.
1.) Schließen Sie die Koax-Eingänge an die Sat-Anlage an. Hier ist er mit drei Ausgängen eines Multischalters verbunden. Das LAN-Kabel führt zum heimischen Internetrouter.
2.) Die zugehörige App erkennt den Server. Unter "Einstellungen" geben Sie ein, an welcher Art Sat-Anlage er hängt und wie viele Tuner sie aktiv im Einsatz haben.
3.) Nun stellen Sie noch ein, welche Satelliten die Anlage anpeilt – Astra 19,2 ist voreingestellt, drei weitere Satelliten lassen sich hier ganz einfach dazuwählen.