So gelingen Skulpturen aus Buchsbaum und Eibe
Werner Hellendahl hat in seinem Schrebergarten markante Bauwerke und beeindruckende Tierwesen geschaffen – aus immergrünen Gehölzen wie Buchsbaum und Eibe. Uns hat er verraten, wie er die schönen Silhouetten trimmt.
Dass man in Köln auf den Dom trifft, ist nicht weiter ungewöhnlich. Dass quasi direkt daneben die Kuppeln und das Minarett einer Moschee gen Himmel ragen, wilde Bären und Affen um die Ecke lugen – das gibt es zwar auch in Köln, aber nur bei Werner Hellendahl! In seinem 335 Quadratmeter großen Schrebergarten staunt man nicht schlecht, wenn man die kunstvoll zurechtgestutzten Koniferen und immergrünen Laubgehölze sieht.
Dabei schneidet der kreative Hobbygärtner so ziemlich alles in Form, was er auf seinem Grundstück – und auf Wunsch auch bei den Nachbarn – vorfindet: von Buchsbaum und Eibe über Liguster, Hainbuche und Scheinzypresse bis hin zu Cotoneaster, Wacholder, Thuja und sogar Stern-Magnolie.
Buchsbaum schneiden: Exakte Konturen und spannende Formen
Von Anfang Mai bis Ende August ist er praktisch täglich mit der Schere unterwegs. Die Motive entspringen dabei seiner regen Fantasie. "Man muss doch nur einmal die Wolken beobachten, schon hat man wieder eine neue Idee", so Werner Hellendahl. An die praktische Umsetzung macht er sich dann "frei Schnauze", das Bild hat er lediglich im Kopf. Bis zum Beispiel ein Bär fertig ist, dauert es Jahre. Für den Erhalt und die Pflege der Formen muss regelmäßig Zeit investiert werden.
"Liguster und Hainbuche wachsen sehr schnell; die Moschee oder den Hundekopf etwa muss ich alle vier bis fünf Wochen nachschneiden, damit man die Formen noch erkennt."
Andere Arten, wie die Scheinzypresse, benötigen nur einen Schnitt im Jahr. Das Erstlingswerk, der Hundekopf, entstand übrigens aus der Not heraus. Als Werner Hellendahl die Gehölze einsetzte, war der Kleingarten noch ohne Verein. Später wurde dann die Höhe der Gewächse auf vier Meter begrenzt. Um die Sträucher kleiner zu halten, setzte er die Schere an.
Scharfe Klingen und Elektro-Verzicht
Übrigens verwendet Werner Hellendahl am liebsten eine Hand-Heckenschere; Elektrogeräte sind bei ihm tabu: "Man schneidet damit doch zu schnell etwas zu viel weg!" Für die Feinarbeit greift er zu Rosen- oder Schafschere.
Damit die Triebe und Blätter nicht gequetscht werden, müssen die Scheren sehr scharf sein. Deshalb trägt er in der heißen Schnittphase immer einen Wetzstab bei sich und zieht die Klingen alle 20 Minuten kurz drüber.
Länger scharf bleiben sie auch, wenn man sie immer nach Gebrauch mit Wasser reinigt, um den ausgetretenen Pflanzensaft zu entfernen, der mit der Zeit dick und fest wird und die Schneiden verklebt. Außerdem verhindert man so das Übertragen von Krankheiten. Seine reichen Erfahrungen hat Werner Hellendahl auch in einem Buch zusammengefasst: "Formschnitt Schritt für Schritt" ist 2011 im BLV Verlag erschienen und online erhältlich.
Schritt 1/6: Faden-Zypresse
Eine gelbe Faden-Zypresse als Wolkenbaum mit "Puscheln" an den Astenden.
Schritt 2/6: Hundekopf aus Hainbuche
Mit dem Hundekopf aus Hainbuche, auch Affe oder Shrek genannt, fing vor 35 Jahren alles an. Kleiner Gag: In den Augenhöhlen blinken Fahrradleuchten.
Schritt 3/6: Stern-Magnolie
Ungewöhnlich rund zeigt sich diese Stern-Magnolie. Damit sie trotzdem blüht, wird sie nur direkt nach dem Flor geschnitten.
Schritt 4/6: Scheinzypresse
Wie ein aufsteigender Heißluftballon wirkt die gut 30 Jahre alte Scheinzypresse hinter dem Japantor.
Schritt 5/6: Buchsbaum in Bären-Form
Der Bär auf dem Grundstück der Nachbarin hat zwei Gesichter.
Schritt 6/6: Kölner Dom aus Eibe
Ohne trittfeste Leiter geht es auch beim Kölner Dom aus Eibe meist nicht.
Tipps und Tricks für den Buchsbaum-Schnitt
Werner Hellendahl schwört auf das Hilfsmittel Draht: Mit ihm kann man praktische Schablonen basteln oder Figuren an bestimmten Stellen verengen. So lassen sich Zweige – etwa bei einem Hals – leicht und dauerhaft schlank fixieren.
Schnelles Drahtgestell für Buchskugeln: Mit dieser Methode fällt es auch Einsteigern leicht, einen ungezähmten jungen Buchsbaum in die gewünschte Form zu bringen.
Schritt 1/6: Material für das Drahtgestell
Sie brauchen Spann- und Blumendraht, eine Verdrahtungszange, Schaf- und Universalschere.
Schritt 2/6: Drähte zurechtschneiden
Die Drähte zurechtschneiden: Für eine perfekte Rundung biegt man sie z.B. über einen quer liegenden Eimer. Die Länge muss man ausprobieren; die Schablone sollte aber natürlich kleiner sein als der Strauch. An jedem Ende formt man mit der Zange eine Schlaufe. Diese werden am Boden am Stamm des Buchsbaums eingehakt.
Schritt 3/6: Drähte befestigen
Rundum mehrere Drähte befestigen. Zum Fixieren verbindet man sie an der Oberseite mit Blumendraht.
Schritt 4/6: Buchsbaum schneiden
Mit der Schafschere grob an den Drähten entlangschneiden.
Schritt 5/6: Triebe kappen
Triebe dabei etwa 1 cm oberhalb der Schablone kappen.
Schritt 6/6: Feinschliff
Mit der kleinen Schere fein nacharbeiten.
Immer von oben nach unten schneiden: Eine kompliziertere Figur braucht Jahre, bis sie fertig ist.
Wichtig: Beim Formieren beginnt Werner Hellendahl immer oben an der Spitze; so behält er die Proportionen besser im Blick.
Schritt 1/6: Gardine auslegen
Bevor Sie beginnen, legen Sie eine alte Gardine auf den Boden um die Pflanze. Das Schnittgut lässt sich so später ganz einfach entsorgen.
Schritt 2/6: Grobschnitt
Führen Sie den Grobschnitt mit der Heckenschere durch. Fängt man oben an, hat das auch den Vorteil, dass kein frisches Schnittgut auf die bereits fertigen Bereiche rieselt.
Schritt 3/6: Gesamtbild im Auge behalten
Während des Schneidens immer wieder zurücklehnen, um das Gesamtbild im Auge zu behalten.
Schritt 4/6: Am Hals vorsichtig vorgehen
Am Hals vorsichtig vorgehen: Hier sind die Äste mit Draht verengt, damit noch genug Material für den Kopf vorhanden ist.
Schritt 5/6: Nur scharfe Scheren verwenden
Verwenden Sie nur scharfe Scheren. Sie trennen die Triebe glatt ab und quetschen nicht.
Schritt 6/6: Feinschliff mit der Schafschere
Der Feinschliff erfolgt bei dieser größeren Figur mit der Schafschere.
Schritt 1/3: Kegelschnitt
Kegelschnitt: Einen stabilen Stab am Mitteltrieb entlang in den Boden stecken. Eine Schnur und ein Hölzchen befestigen und wie mit einem Zirkel einen Kreis ziehen. Schnüre von oben zum Kreis hin spannen und daran entlangschneiden.
Schritt 2/3: Kugelschnitt
Kugelschnitt: Fertigen Sie eine Schablone aus Sperrholz oder festem Karton, aus der Sie einen Halbkreis aussägen bzw. -schneiden. Das Muster an die Pflanze anlegen und dort schneiden, dann die Schablone immer etwas weiter rücken.
Schritt 3/3: Freie Formen
Freie Formen: Vorgefertigte Drahtgestelle gibt es zu kaufen, Sie können sich aber auch selbst am Zurechtbiegen versuchen. Die Form bereits über kleine Pflanzen stellen und sie hineinwachsen lassen, Überstehendes entfernen.
Übrigens: Hier erfahren Sie, wie Sie Heidekraut zurückschneiden.