Beet und Hochbeet

Unkraut stehen lassen – sinnvoll oder nachlässig?

Unkräuter werden im Gemüsegarten wie auch im Blumenbeet von den meisten Gärtnern regelmäßig entfernt. Doch ist das wirklich nötig? Wir erklären, wie Sie und Ihr Garten davon profitieren, wenn Sie das Unkraut stattdessen stehen lassen.

Unkraut
Ist es wirklich nötig, Unkraut gründlich zu entfernen?© Albert Bugaev - stock.adobe.com

Als Unkraut werden verschiedene Pflanzen und Wildkräuter bezeichnet, die ohne unser Zutun in Beeten und Töpfen wachsen. Neben Löwenzahn findet sich hier zum Beispiel auch oft Vogelmiere, Brennnesseln oder Disteln. Doch auch Giftpflanzen wie der Hahnenfuß können als Unkraut im Garten auftreten. 

Daher ist es in vielen Gärten normal, regelmäßig Unkraut zu jäten. Der Hintergrundgedanke ist dabei oft die Befürchtung, das Unkraut könnte den Gemüse- oder Zierpflanzen wichtige Nährstoffe wegnehmen. 

Unkraut als Nährstofflieferant

Tatsächlich gewinnen Pflanzen jedoch einen Großteil ihrer Energie und Biomasse durch Photosynthese, also durch CO2 aus der Luft sowie durch Sonnenlicht. Dem Boden werden nicht so viele Nährstoffe entzogen, dass andere Pflanzen dadurch einen Mangel erleiden. 

Unkräuter geben dem Boden sogar mehr Nährstoffe zurück, wenn die Gewächse schließlich absterben und zersetzt werden. Zugleich lockern sie mit ihren Wurzeln den Boden auf und können so dazu beitragen, die Bodenqualität zu verbessern. Nach demselben Prinzip funktioniert zum Beispiel auch die Gründüngung über den Winter, etwa mit Senfsaat.

Frau mit roten Arbeitshandschuhen entfernt eine Löwenzahnpflanze aus einem Blumenbeet
Löwenzahn gehört zu den Zeigerpflanzen und kann einen Hinweis auf die Bodenqualität geben.© Maksim Kostenko - stock.adobe.com

Unkraut als Zeigerpflanzen

Abhängig vom Nährstoffgehalt des Bodens gedeihen unterschiedliche Unkräuter. Sie binden überschüssige Nährstoffe im Boden und schützen so die anderen Pflanzen vor einer Übersättigung und daraus resultierenden Schäden. Wenn Sie diese Unkräuter stehen lassen, wird der Nährstoff nach und nach an den Boden zurückgegeben, wenn die Pflanze abgestorben ist. So bleibt der Boden im Gleichgewicht. 

  • Zeigerpflanzen für stickstoffreichen Boden sind Brennnesseln, Vogelmiere, Melde, Löwenzahn und Brombeeren.
  • Sauren Boden erkennt man an den Zeigerpflanzen Heidelbeere, Heidekraut und Sauerampfer.
  • Kuhschelle oder Acker-Rittersporn deuten auf einen sehr kalkhaltigen Boden hin.
  • Zeigerpflanzen für feuchten oder nassen Boden sind Kohldistel, Trollblume oder Acker-Huflattich.
  • Auf mit Schwermetallen belastetem Boden gedeihen neben dem Schwermetallrasen auch Galmeiveilchen.
  • Auch auf verdichteten Boden können Zeigerpflanzen hinweisen: Hier findet man häufig Breitwegerich und Gänsefingerkraut.

Umgekehrt können Sie die Zeigerpflanzen auch dazu nutzen, einen geeigneten Standort zu finden, wenn Sie neue Pflanzen einsetzen wollen. 

Das könnte Sie auch interessieren
Unkrautvlies
Garten
Unkrautvlies verlegen, befestigen und bepflanzen
Unkrautvlies ist ein gutes Mittel, dem Wachstum von Unkräutern vorzubeugen. Es wird unter eine Deckschicht verlegt und verbleibt dauerhaft im Boden. Hier erfahren Sie, worauf Sie beim Unkrautvlies verlegen achten müssen.

Unkraut als Bienenweide

Der Mangel an geeigneten Bienenpflanzen durch industrielle Landwirtschaft und blütenarme Steingärten ist ein gewichtiger Faktor beim Artenrückgang und Insektensterben.

Viele Unkräuter sind aber die besten Pflanzen für heimische Bestäuber, auch weil der Blütenaufbau und die hiesigen Bestäuber evolutionär besser aufeinander abgestimmt sind als Blütenpflanzen aus anderen Teilen der Welt.

Indem Sie das Unkraut nicht jäten, sparen Sie sich Arbeit und fördern zugleich die heimische Artenvielfalt. 

Schmetterling sitzt auf einer Kamillenblüte
Viele Unkräuter können als Nahrungsquelle für Bienen und andere Bestäuber dienen© lichtreflexe - stock.adobe.com

Unkräuter essen?

Auch wenn viele Menschen Unkräuter als störend empfinden, handelt es sich dabei oft um wertvolle Heilkräuter oder Wildgemüse. 

  • So schmeckt zum Beispiel Vogelmiere zart nach Babymais und gehört zu den ersten Vitaminlieferanten des Frühlings. 
  • Junge Löwenzahnblätter verleihen Salaten eine besondere Note und wirken mit ihren Bitterstoffen entgiftend. Aus den Löwenzahnblüten lässt sich ein Sirup herstellen, der Getränken das gewisse Etwas gibt und auch als Honig-Ersatz auf dem Frühstückstisch punktet.
  • Brennnesselsamen schmecken kräftig nussig und verleihen Energie. Die jungen Brennnesselblätter wirken als Tee entwässernd und schenken im grünen Smoothie eine Extraportion Vitamine und Mineralstoffe. 
Wichtig: Bevor Sie die Wildkräuter verzehren, vergewissern Sie sich unbedingt, dass die Pflanze essbar ist und Sie nicht aus Versehen einen giftigen Zwilling erwischt haben.

Solange das Unkraut im Garten so nicht überhandnimmt, ist es nicht nötig, den Garten jede Woche gründlich zu jäten. Wer das Unkraut stehen lässt, spart sich nicht nur die Arbeit, sondern tut seinem Garten und der Umwelt einen großen Gefallen. Wenn Sie dennoch wissen möchten, wie Sie Unkraut entfernen können, lesen Sie hier. 

Die neue Ausgabe ist da: selber machen – Jetzt kaufen!
U1_11_24