Spritzpistolen: Alle Infos
Feinsprühsysteme erleichtern die Verarbeitung von Farben und auch das Versprühen anderer Materialien. Nach Spritzpistolen-Spezialist Wagner bietet jetzt auch Bosch als zweiter Markenhersteller Feinsprühsysteme an.
Was kann eine Spritzpistole?
Dreimal schneller als mit dem Pinsel sollen sich mit den modernen Feinsprühsystemen brillante Farbbeschichtungen erstellen lassen, verspricht Bosch. Selbst Anfängern fiele es leicht, einen gleichmäßigen Farbauftrag zu erzielen, so der Hersteller weiter. Im Unterschied zu den elektrischen Airless-Spritzpistolen, bei denen ein Schwingankermotor die Farbe durch eine feine Düse drückt und zerstäubt, arbeiten die Feinsprühsysteme mit einer Turbine ähnlich einem Staubsauger. Diese Turbine bläst viel Luft (600 bis 2000 l/Minute) mit geringem Druck (0,7 bar) in den Farbbecher und direkt in die Sprühdüse.
Durch den Überdruck im Farbbehälter wird die Farbe über das Steigrohr in die Düse gepresst und mit einem feinen Strahl versprüht. Die direkt zur Düse geleitete Luft setzt sich wie ein Mantel um das Sprühmaterial herum und sorgt dafür, dass viel weniger Farbnebel als beim Airless-Spritzen entsteht. Dadurch kann auch der Aufwand für das Abdecken der Umgebung geringer gehalten werden. Dennoch sollte die Zeit für die Vorbereitung zum Spritzen von Farben und Lacken nicht unterschätzt werden. Sorgfältiges Abkleben nicht einzufärbender Teile in der Nähe der zu lackierenden Werkstücke ist das A und O für sauberes und schnelles Arbeiten mit einer Spritzpistole. Wer im Freien arbeitet, sollte dies möglichst an windstillen Tagen machen. Sonst besteht die Gefahr, dass schnell Staub und Schmutz auf den frisch lackierten Flächen festkleben.
Bei jedem Einsatz von Farben und Chemikalien sollten Sie eine persönliche Schutzausrüstung bestehend aus Brille, Atemschutzmaske und Handschuhen benutzen. Es ist selbstverständlich, dass Personen und Tiere nicht direkt angesprüht werden dürfen. Ein Vorteil der Spritzpistole ist, dass nur wenige Geräteteile mit Farbe in Berührung kommen. Das reduziert den Reinigungsaufwand erheblich. In der Regel genügt es, mit geeignetem Verdünnungsmittel, Wasser oder Lösemittel, mehrfach zu sprühen, bis klare Flüssigkeit austritt, und die zu demontierenden Einzelteile getrennt zu reinigen.
Feinsprühsysteme eignen sich aber nicht nur für den Auftrag von Farben und Lacken, sondern für viele dünnflüssige Materialien wie Lasuren, Holz- und Pflanzenschutzmittel, Beizen, Öle und Grundierungen. Für dickflüssige Wand- und Fassadenfarben lassen sich die Spritzpistolen nicht nutzen.
Viele Hersteller bieten ihre Feinsprühsysteme in drei verschiedenen Bauarten und Leistungsklassen an. Für kleinere Arbeiten genügen in der Regel schon die Handgeräte, bei denen das Gebläse unmittelbar am Handgriff sitzt und somit auch immer mit der Hand getragen werden muss. Bei den tragbaren Kompaktgeräten lässt sich die Turbine mit einem Riemen umhängen. Die Luft wird durch einen kurzen Schlauch in die Pistole geblasen. Diese Geräte eignen sich vor allem für den mobilen Einsatz, zum Beispiel beim Beschichten von Holzfassaden von der Leiter aus.
Am leistungsfähigsten sind die Standgeräte, die die Pistole mit einem mehrere Meter langen Luftschlauch unter Druck setzen. Durch die höhere Turbinenleistung lässt sich mit ihnen schneller arbeiten, zum Teil ist die Luftmenge auch besser regulierbar. Bei allen Geräten kann man für gezieltes Sprühen den Strahl durch Verdrehen der Düse verstellen. Je nach Anwendung hat man die Möglichkeit, zwischen einem senkrechten oder waagerechten Flachstrahl oder einem Rundstrahl zu wählen. Wagner bietet darüber hinaus verschiedene Sprühaufsätze für besondere Einsätze an, etwa zum Lackieren von Heizkörpern oder Besprühen von sehr kleinen Gegenständen. Newcomer Bosch hat da noch Nachholbedarf.
Da die preiswertesten Spritzpistolen schon für weniger als 100 Euro zu haben sind, lohnt es sich, für die nächsten Lackierarbeiten oder das Anstreichen des Gartenzauns ein solches Gerät anzuschaffen und auszuprobieren. Durch die enorme Zeitersparnis, die mit einem Feinsprühgerät zu erzielen ist, macht sich die Ausgabe schnell bezahlt.
Vorteil fürs Reinigen: Nur wenige Teile des Geräts kommen mit der Farbe in Kontakt. Sie lassen sich mit Wasser oder einem geeigneten Lösungsmittel leicht auswaschen. Mit dem großen Einstellring lässt sich die Sprühmenge leicht einstellen.
Spritzpistole: Anwendung im Aussenbereich
Feinsprühsysteme eignen sich für viele Anwendungen im Außenbereich. Mit ihnen können Holzschutzmittel und Lasuren ebenso aufgetragen werden wie Farben und Lacke. Selbst Rostschutzmittel und Pflanzenschutzmittel lassen sich mit den Geräten verarbeiten. Wie bei allen Anstrichen kommt es auch beim Einsatz der Spritzpistole auf eine gründliche Vorbereitung des Untergrunds an. Alte Anstrichreste sollten vorher entfernt oder zumindest angeschliffen werden. Beschichten Sie die Werkstücke eher dünn und dafür in mehreren Durchgängen. Arbeiten Sie dabei möglichst kreuzweise, also zum Beispiel zuerst quer und dann auf und ab. So erzielen Sie am einfachsten einen gleichmäßigen und brillanten Farbauftrag.
Spritzpistole: Anwendungen im Innenbereich
Auch für Lackierarbeiten im Innenbereich eignet sich die Spritzpistole besonders gut, weil sie nicht so viel Farbnebel produziert wie andere Farbspritztechniken. So kann sauberer gearbeitet werden, und es muss weniger abgedeckt werden. Wichtig beim Verarbeiten von Farben und Lacken ist die richtige Viskosität (Zähflüssigkeit) des Materials. Wagner liefert dafür einen Messbecher mit, durch den die Farbe hindurchläuft.
Je kürzer die Zeit ist, bis der Becher wieder leer ist, desto dünnflüssiger ist die Farbe. Ist die Farbe noch dickflüssig, wird Lösemittel zugesetzt und erneut geprüft. Bosch macht es sich dabei einfacher. Das Unternehmen empfiehlt das Try-and-error- Prinzip. Wenn keine Farbe austritt, sollen 10 % mehr Verdünner hinzu gegeben werden und so weiter.
Sprühen mit System
Für Heimwerker bietet die Industrie Spritzpistolen in drei Größen an. Die Handgeräte haben die Turbine direkt am Handgriff. Sie eignen sich für kleine bis mittelgroße Projekte. Außerdem sind sie sehr flexibel einsetzbar, da kein dicker Luftschlauch stört.
Die tragbaren Feinsprühsysteme lassen sich einfach umhängen. Selbst das Arbeiten auf der Leiter ist mit ihnen kein Problem. Die Spritzpistole selber ist leichter als bei den Handgeräten und erlaubt in vielen Positionen komfortableres Arbeiten. Die tragbaren Geräte haben ein stärkeres Gebläse und können deshalb mehr Farbe versprühen.
So geht das Arbeiten schneller voran. Noch mehr Leistung für noch schnelleres Arbeiten haben die Standgeräte, die es ebenfalls von beiden Herstellern gibt. Sie garantieren zügiges Vorankommen und beste Oberflächenqualität. Die Luftmenge ist für die Anpassung an unterschiedliche Beschichtungsstoffe in großem Umfang regelbar. Auch Profis arbeiten mit einer ähnlichen Technik. Die Air-Coat-Spritzpistole von Wagner wird zwar mit einem Kompressor betrieben, braucht aber viel Luft bei nur geringem Druck. Durch den Luftmantel spart sie gegenüber herkömmlicher Zerstäubung mit Druckluft bis zu 40 % an Material. Gleichzeitig sorgt sie mit ihrer feinen und gleichmäßigen Zerstäubung für eine sehr hohe Oberflächenqualität.
Düsen und Aufsätze für die Spritzpistole
Je nach Anwendung können die Spritzpistolen von Wagner mit unterschiedlichen Aufsätzen ausgestattet werden. Mit einem Griff lässt sich das farbführende Teil von der Turbine trennen und gegen ein anderes austauschen.
Auch Größe und Form der Farbbecher wurden dabei für die jeweilige Anwendung optimiert. Durch Verdrehen der Standarddüse kann die Strahlform von Flachstrahl (senkrecht und waagerecht) auf Rundstrahl umgestellt werden.
Die Spritzpistole: Das können Sie versprühen
- Alkydharzlacke und -grundierungen ✔
- Acryllacke ✔
- Lasuren, Holzschutzmittel, Imprägnierungen ✔
- Heizkörperlacke ✔
- Kunststoffdispersions-Wandfarben und Latexfarben ✘
- Kunststoff-Fassadenfarben ✘
- Unterbodenschutz und Hohlraumversiegelungsöle ✘
- Wasser, Tapetenablöser ✔
- Pflanzenschutzmittel, Desinfektionsmittel ✔
- Kaltreiniger, Testbenzin ✔
- Ölfarben und Firnis ✔
- Antifoulings und Rostschutzgrundierungen ✔
- UV-Schutzlacke ✔
- Abbeizmittel, Rostumwandler, Beizen, Trennmittel ✔
- Laugen und säurehaltige Beschichtungsstoffe ✘
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