Rollrasen: Besuch bei den Rasenmachern
Wie wird denn Rollrasen eigentlich hergestellt? Wir haben uns bei Familie Matthies in der Nähe von Hamburg die einzelnen Schritte der Produktion erklären lassen: Von der Aussaat bis zur Ernte der dicht gewachsenen Narbe ist neben Fachwissen auch eine Menge Technik dabei.
Wer am Rand der Nordheide unterwegs ist, traut seinen Augen kaum. Mitten zwischen Raps und Roggen erstreckt sich perfekt gepflegter Rasen bis zum Horizont. Das ist kein riesiger Golfplatz, sondern der Rasenproduktionsbetrieb von Ute und Cord Matthies. Das Geschäft mit dem Rasen boomt – und das Ehepaar verschickt den Rollrasen palettenweise in das gut 40 Kilometer entfernte Hamburg und jetzt auch bis nach Bremen.
Die beiden Landwirte sind schon früh aus der Tierhaltung ausgestiegen, stattdessen kamen Weihnachtsbäume, Kartoffeln und Rollrasen hinzu. Jetzt haben sie schon 120 Hektar Grün unter dem Großmäher und vermehren ganz aktuell heimische Wildblumen als Saatgut für Renaturierungen. "Als Landwirt muss man wendig sein. Das macht uns unabhängig von Brüsseler Subventionen. Ganz klar: Die tägliche Arbeit macht einfach mehr Spaß, und wir können unseren drei Töchtern einmal eine gute berufliche Perspektive bieten", sagt Ute Matthies. "Die Verwendung von Rollrasen wird immer beliebter. Es gibt mehr Produzenten, das macht die Preise für Endverbraucher attraktiver. Gerade bei Vorgärten, Kinderspielflächen oder Wohnwagenstellplätzen lohnt der Einsatz vom Instant-Grün, weil die Optik gleich nach dem Verlegen perfekt wirkt.
In Nordamerika ist der grüne Teppich schon lange ein großes Thema. Von hier kam auch unsere Rasenschälmaschine: In der Stunde schält und wickelt sie ganze 500 Quadratmeter Soden – das sind 500 Rollen! Morgens geschält und praktisch auf Euro-Paletten verpackt, kann alles schon am Nachmittag beim Kunden sein. Da ist es sinvoll, dass die Fläche schon perfekt vorbereitet ist. Muss der Rollrasen noch auf die Verlegung warten, mindert das stark die Qualität. "Zur Not kann man ihn auf gepflasterten Flächen ausrollen", erzählt Cord Matthies. Im Angebot der Rasenschule stehen drei unterschiedlich Qualitäten: feiner Gebrauchs- und Spielrasen, strapazierfähiger Sportrasen und die schattenverträgliche Sorte "Premium Supra". Sie hat zwar ein etwas helleres Grün, bietet aber mit kriechenden Ausläufern ein robustes Wuchsverhalten und wächst später mögliche Schadstellen ganz schnell zu. Gebrauchsrasen gibt es ab 25 Quadratmetern schon für 3,90 Euro die Rolle. Den passenden Dünger bestellt man am besten gleich mit. Denn nach einem Jahr ohne Nährstoffe sieht auch der schönste Fertigrasen schnell alt aus. Für die Grundversorgung reicht ein Langzeitdünger, der durch verminderte Nitratauswaschung das Grundwasser schont. Man bringt ihn Anfang März und dann alle acht Wochen bis Oktober mit einem Streuwagen auf. Diese Herbstdüngung sorgt dafür, dass die Gräser besser über den Winter kommen und im Frühjahr richtig kräftig durchstarten. So bleibt der Rollrasen auf Dauer so schön wie am ersten Tag.
So wird der Rasen zur handlichen Rolle
Schritt 1/5: Rasennarbe reinigen
Die große Bürste der am Traktor angebauten Rasenschälmaschine reinigt die Rasennarbe beim Schälprozess. Rechts im Foto ist eine Führungsschiene, die das Gerät exakt an der vormals gestochenen Sodenkante hält.
Schritt 2/5: Soden transportieren
Über ein Förderband werden die jeweils 40 cm breiten und 2,5 m langen Soden nach oben zu einer Rollwalze transportiert.
Schritt 3/5: Rollen formen
Die Rollwalze formt die dicht gedrehten Rollen mit Druck – so liegen sie dicht und brauchen wenig Platz.
Schritt 4/5: Rasenrollen stapeln
Hier werden die fertigen Rasenrollen entnommen und auf Paletten gestapelt.
Schritt 5/5: Fertige Rasenrollen
Schon bald ist die Ware beim Kunden: Lagert sie länger als 24 Stunden, droht eine Überhitzung.
Steine werden aussortiert
Mit der Lage des Betriebs in der Nordheide bei Buchholz gibt es auf den Ackerflächen von Ute und Cord Matthies viele Steine durch die Ablagerungen der letzten eiszeitlichen Gletscher. Was für normale Ackerfrüchte kein großes Problem darstellt, ist für den Rollrasenanbau hinderlich: Steine stören die Bodenbearbeitung und besonders die Sodenschälmaschine. Daher werden die Findlinge mit der Maschine und per Hand ausgesucht, gelagert und bei Bedarf an Landschaftsgärtner und Privatleute verkauft.
Von der Saat bis zum fertigen Rasen
Schritt 1/8: Aussaat mit Luftdruck
Hier wird der Rasensamen per Luftdruck auf die Flächen geblasen. Der Traktor fährt mit dem pneumatischen Streuer zweimal schräg versetzt über die Fläche. So ist die Saat besonders gleichmäßig verteilt.
Schritt 2/8: Acker vorbereiten
Der Acker gehört vorher gepflügt, von Steinen befreit und verdichtet. Dann wird planiert und gesät.
Schritt 3/8: Saatgut einfüllen
Das Saatgut ist teuer und kommt aus Spezialbetrieben: ohne Sortenreinheit keine Rasenqualität.
Schritt 4/8: Saatgut einarbeiten
Nach dem Aufblasen wird es mit der Cambridge-Walze kreuz und quer in den Boden eingearbeitet.
Schritt 5/8: Rasenpflege
2- bis 3-mal die Woche wird der Rasen mit großen Rotormähern kurz gehalten. Das Mähwerk lässt sich für den Transport über Straßen und Feldwege hochklappen: Gut sieht man die drei Rotorbalken je Seite mit Messern.
Schritt 6/8: Rasen scheren
Während der 14 bis 18 Monate langen Kultur wird der Rasen fast 100-mal kurz geschoren.
Schritt 7/8: Halme saugen
Bei Feuchtigkeit müssen die abgeschnittenen Halme per Großsauger von der Fläche herunter.
Schritt 8/8: Sattgrüner Rasen
Durch das ständige Mähen, das Wässern und Düngen entsteht ein dichter, sattgrüner Teppich.