Basiswissen

Diese Putzarten gibt es

Putzarten gibt es viele. Jede hat ihre individuellen Eigenschaften und eignet sich für etwas anderes. Wir stellen Ihnen einige Putzarten vor und zeigen auf, was man darüber wissen sollte.

Putzarten
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Putz ist für Selbermacher ein unverzichtbares Baumaterial für viele verschiedene Anwendungsfälle. Bevor man jedoch Wände, Decken oder auch Fassaden verputzt, sollte man sich mit den verschiedenen Putzarten sowie deren Eigenschaften auseinandersetzen, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Wir stellen einige der gängigsten Putzarten vor.

Welche Putzarten gibt es?

  1. Gipsputz
  2. Gipskalkputz
  3. Kalkputz
  4. Kalkzementputz
  5. Zementputz
  6. Lehmputz
  7. Lehm-Gipsputz
  8. Silikatputz
  9. Kunstharz- oder Dispersionsputz

Ferner wird Putz nach seinem späteren Verwendungszweck unterschieden. Die entsprechenden Abkürzungen sind europaweit einheitlich:

  • GP = Normalputz
  • LP = Leitputz
  • OC = Einlagiger Außenputz
  • CR = Edelputz
  • R = Reparatur- oder Sanierputz
  • T = Wärmedämmputz

Diese finden Sie jeweils auf der Verpackung oder zumindest dem Datenblatt der jeweiligen Putzart.

Abhängig davon, welches Projekt Sie damit verwirklichen möchten, eignet sich eine andere Putzart. Die folgenden Ausführungen sollen Ihnen dabei helfen, die richtige Putzart auszuwählen.

1. Gipsputz

Gipsputz ist eine rein mineralische Putzart. Zu erkennen ist dies an der Bezeichnung DIN18550. Gipsputz wird vor allem in Innenräumen verwendet. Es handelt sich um eine sehr feinkörnige und damit glatte Putzart, die sich recht gut verarbeiten lässt. Allerdings verwendet man Gipsputz selten allein. Er wird eher als Untergrund für Tapete oder Farbe sowie Dekorputz verwendet. Die weiteren Eigenschaften von Gipsputz sind:

  • Härtet schnell
  • Ist schwer entflammbar
  • Haftet gut auf verschiedenen Untergründen
  • Bindet und gibt Feuchtigkeit wieder gut ab
  • Atmungsaktiv

2. Gipskalkputz

Beim Gipskalputz handelt es sich im Wesentlichen um Gipsputz mit zugesetztem Kalkanteil. Auch Kalk ist mineralisch, weshalb Gipskalkputz ebenfalls die Klassifizierung DIN18550 trägt. Im Unterschied zu reinem Gipsputz gilt Gipskalkputz jedoch als deutlich resistenter gegen Schimmel und andere Pilze. Deshalb eignet sich Gipskalkputz im Gegensatz zu reinem Gipsputz auch für Feuchträume wie beispielsweise das Bad. Allerdings sollte sowohl Gipsputz als auch Gipskalkputz aufgrund der Eigenschaft, dass Feuchtigkeit gut gebunden und abgegeben wird, nur im Innenbereich, nicht jedoch für Außenfassaden und dergleichen verwendet werden.

3. Kalkputz

Kalkputz ist der dritte im Bunde, der mit DIN18550 klassifiziert wird. Es handelt sich um eine uralte Putzart, die bereits im alten Ägypten und Rom sowie von venezianischen Architekten verwendet wurde. Anders als Gips- oder Gipskalkputz kann reiner Kalkputz sowohl im Innen- als auch Außenbereich verwendet werden. Kalkputz ist atmungsaktiv, was von Experten auch als „diffusionsoffen“ bezeichnet wird. Gemeint ist, dass Kalkputz die Fähigkeit besitzt, Feuchtigkeit aus der Luft sowie dem Mauerwerk aufzunehmen und zu speichern. Da Kalk außerdem alkalisch (pH-Wert über 12) ist, ist die Gefahr vor Schimmel und Pilzen dennoch sehr gering.

4. Kalkzementputz

Kalkzementputz ist – wie der Name schon vermuten lässt – Kalkputz mit zugesetztem Zementanteil. Auch Kalkzementputz gehört zu den mineralischen Putzarten und wird damit mit DIN18550 klassifiziert. Er gilt als gering wasserdampfdurchlässig, schwachsaugend und diffusionsoffen.

Der Kalk wirkt wie bei den beiden oben beschriebenen Putzarten auch beim Kalkzementputz schimmel- und pilzhemmend. Der Zement macht diese Putzart jedoch deutlich gröber und damit weniger dekorativ wie beispielsweise Gipsputz. Kalkzementputz eignet sich für drinnen wie draußen, wird aber vorwiegend im Außenbereich angewendet, da er gut witterungsbeständig ist. Im Innenbereich wird Kalkzementputz unter anderem als Unterputz für Keramikfliesen genutzt. Ferner gilt Kalkzementputz als gut wärmedämmend.

5. Zementputz

Zementputz ist besonders gut geeignet für den Außenbereich wie Fassaden und Co. Der Grund dafür ist, dass Zementputz eine besonders harte und wasserdichte Oberfläche bildet. Zementputz ist allerdings recht spröde, was ihn zu Rissbildung neigen lässt. Wichtig ist also, dass man ein Armierungsgewebe darunterlegt, um Spannungen zu vermeiden. Ferner sollte man bei der Verarbeitung von Zementputz unbedingt etwas mehr Zeit einplanen. Es ist essenziell, dass der Baustoff langsam aushärtet. Direkte Sonneneinstrahlung ist dabei zu vermeiden.

Putzarten - Zementputz
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6. Lehmputz

Lehmputz wird häufig als Wand- sowie Deckenputz für drinnen verwendet. Er kann das Raumklima positiv beeinflussen. Auch Lehmputz ist ein sehr alter Baustoff, der verwendet wird, seit es Bauwerke gibt. Lehm wird von vielen als sehr dekorativ empfunden, weshalb er zunehmend gerne verwendet wird. Allerdings hat Lehmputz einige Eigenschaften, die vor der Verarbeitung unbedingt bedacht werden müssen:

  • Lehmputz härtet nur in geringem Maße aus, er ist also auch im verbauten Zustand relativ weich. Will man beispielsweise Nägel oder dergleichen in Lehmputz einschlagen, sollte man sehr behutsam vorgehen. Schwerere Gegenstände können nur mithilfe einer Unterkonstruktion direkt an Lehmputzwänden aufgehängt werden.
  • Ferner ist Lehmputz wasserlöslich, weshalb er sich nur unter ganz besonderen Voraussetzungen für den Außenbereich eignet.
  • Die Verarbeitung von Lehmputz ist nicht ganz einfach. Es bilden sich schnell Risse und andere unschöne Stellen.
Putzarten - Lehmputz
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7. Lehm-Gipsputz

Lehm-Gipsputz ist ein noch sehr junger Baustoff, der auch unter dem Namen „Legito“ im Handel zu finden ist. Die Idee dahinter ist, die guten Eigenschaften von Lehmputz mit jenen von Gipsputz zu vereinen und damit beide Baustoffe aufzuwerten.

Dank des Gipsanteils ist Legito robuster als reiner Lehmputz. Ferner kann Lehm-Gipsput, anders als Lehm auf nahezu jeder Oberfläche verbaut werden. Ratsam ist es dennoch, den Baustoff nur im Innenbereich zu verwenden. Allein schon deshalb, weil Legito dafür ausgelegt ist, das Raumklima zu verbessern, das wäre im Außenbereich schlicht Vergeudung.

Unter anderem sorgt Lehm-Gipsputz für eine konstante Luftfeuchte zwischen 50 und 60 Prozent, was von den meisten Menschen als besonders angenehm empfunden wird. Für Feuchträume ist der Baustoff allerdings nicht zu empfehlen. Erstens, weil der Lehm auch im Gemisch wasserlöslich bleibt und zweitens, weil die Gefahr vor Schimmel droht.

8. Silikatputz

Silikat ist ein Material, das auch in Farben und dergleichen als Basis dient. Silikate sind im Wesentlichen Verbindungen aus den Salzen der Kieselsäure. Es ist ein natürlicher Stoff, der sogar den Hauptbestandteil der Erdkruste darstellt. Als Putz verarbeitet hat es viele Vor- aber auch Nachteile. Silikatputz ist extrem robust beziehungsweise widerstandsfähig. Er ist wetterbeständig, schimmelresistent und (im Außenbereich angewendet) sollen ihm sogar Autoabgase nichts anhaben können. Deshalb wird Silikatputz gerne für Fassaden und Co verwendet.

Er eignet sich auch für Innenräume. Beim Verbauen sollten man allerdings unbedingt Schutzkleidung tragen, da das Material im nassen Zustand ätzend ist. Es kann unter Umständen sogar zu Schäden an Glas oder Fliesen kommen, wenn Putzspritzer darauf gelangen und nicht schleunigst entfernt werden. Im getrockneten Zustand ist Silikatputz hingegen unbedenklich.

Silikatputz haftet in der Regel nur auf mineralischen Flächen, da er sich chemisch mit diesen verbindet. Der Experte spricht hier auch vom sogenannten Verkieseln. Genau das kann allerdings Fluch und Segen zugleich sein. Es lässt Silikatputz extrem gut haften, was insbesondere bei stark beanspruchten Wänden in öffentlichen Gebäuden und dergleichen zunächst als positiv gelten mag. Diese starke Haftung macht es allerdings beinahe unmöglich, den Putz wieder zu entfernen. Abgesehen davon ist Silikatputz verhältnismäßig teuer.

9. Kunstharz- oder Dispersionsputz

Kunstharzputz, auch Dispersionsputz genannt, wurde speziell für die Anwendung im Außenbereich entwickelt. Zu seinen positiven Eigenschaften zählen:

  • Elastische Anpassung an den Untergrund (Risse sind kaum möglich)
  • Gute Anpassung an extrem hohe sowie niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit
  • Starke Haftung auf annähernd allen Untergründen
  • Geringere Aufbaustärke als bei anderen Putzarten möglich
  • Stark wasserabweisend

Speziell letzteres macht Kunstharzputz aber zu einer für den Innenbereich weniger geeigneten Putzart. Dispersionsputz ist nicht diffusionsoffen. Das würde im Innenbereich zwar zu einer relativ hohen und damit für die meisten als angenehm empfundenen Luftfeuchtigkeit führen, anders als beispielsweise Lehm-Gipsputz kann Kunstharzputz diese Feuchtigkeit aber nicht aufnehmen, sollte diese einmal zu hoch sein.

Genauso speichert Dispersionsputz aber auch keine Feuchtigkeit, die er bei geringer Luftfeuchtigkeit automatisch abgeben kann. Vereinfacht ausgedrückt könnte man sich einen Innenraum, der mit Kunstharzputz ausgestattet ist, wie eine geschlossene Plastiktüte vorstellen. Der Mensch gibt durch den Atem und dergleichen Feuchtigkeit ab, die dann aber im Raum verbleibt.

Welche Putzart sich für Ihr Bauprojekt eignet, hängt also davon ab, ob es sich um den Innen- oder den Außenbereich handelt, ob es ein Wohnraum oder ein verstärkt beanspruchter Raum ist und welche Eigenschaften (diffusionsoffen oder wasserabweisend) Sie bevorzugen. Sind Sie sich unsicher, lassen Sie sich besser von einem Experten beraten.

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