Stromverbrauchsmesser im Test
Energie wird nicht wirklich billiger. Schlimmer noch, vor dem Hintergrund sinkender Einkommen und einer zunehmenden Anzahl von elektrischen Geräten daheim werden die Stromkosten zu einer immer wichtigeren Stellgröße für das Familienbudget. Was also tun? Am besten, man identifiziert die Stromdiebe. Wir wollten wissen, ob billige Stromverbrauchsmesser sicher und sinnvoll sind. Test.
Während Sie diese Zeilen lesen, ist in Ihrem Haushalt eine kleine Armee von Geräten mit dem Stromnetz verbunden. Und alle benötigen sie Energie. Ob das die Waschmaschine im Keller, die Kaffeemaschine in der Küche oder der Fernseher auf Stand-by ist, hungrig auf Strom sind sie alle. Doch wer sind die wirklichen Stromdiebe bei uns im Haushalt? Klar, die alte Tiefkühltruhe ist schnell im Verdacht. Aber was ist mit dem beheizten Aquarium, dem Nachtlicht auf dem Flur, dem Computer auf Stand-by?
Antwort auf diese Frage versprechen kompakte Messgeräte, die man für 20 bis 40 Euro inzwischen in jedem Bau- und Elektronikmarkt kaufen kann. Und genau so haben wir es auch gemacht. Für unseren Test haben wir acht Geräte der bekanntesten Anbieter ausgewählt und jeweils mehrere Exemplare im freien Handel erworben. Konzeptionsbedingt können diese kleinen Messgeräte und Rechner nur für Elektrogeräte mit NormsteckerAnschluss eingesetzt werden. Alles was fest mit dem Netz verbunden ist (Herd, Saunaofen, Außenbeleuchtung) kann nur durch den Fachmann überprüft werden. Die zweite Einschränkung betrifft den Messbereich.
Zwar kommen alle unsere Probanden gut mit höheren Strömen zu Recht, schwierig wird es aber bei der Messung von kleinen Strömen, insbesondere wenn es um den kritischen Stand-by-Betrieb geht. Eine untere Messgrenze von 13 oder gar 20 Watt (!) setzt hier den Einsatzmöglichkeitenenge Grenzen. Klären Sie also vor dem Kauf, welche Geräte Sie messen möchten. Grundsätzlich ist es nur sinnvoll, Stromverbraucher zu messen, die auch regelmäßig im Einsatz sind. Handgeräte wie Küchenmaschinen oder Powertools haben oft beeindruckende Leistungsaufnahmen am Typenschild, fallen aber vor dem Hintergrund ihres seltenen Einsatzes in der Jahresabrechnung nicht wirklich ins Gewicht. Trotzdem ist klar: Die Bewertung der Stromverbraucher eines typischen Haushalts kann schnell 14 Tage in Anspruch nehmen.
Stromverbrauch: Messgeräte im Test
Schritt 1/8: Elro M12 Plug-In
Einkaufspreis 19,95 Euro. Positiv: Hohe Messgenauigkeit in fast allen Bereichen, einfache und übersichtliche Funktionalität. Zwei Stromtarife; unempfindlich gegen Netzstörungen. Negativ: Nicht geeignet für die Messung niedriger Verbrauchswerte. Keine Batterie. Messwerte gehen beim Trennen vom Netz verloren. Maximal bis 13 Ampère belastbar. Hakige Kindersicherung. Gesamturteil: gut
Schritt 2/8: REV Ritter 2580
Einkaufspreis 12,99 Euro. Positiv: Für die Messung niedriger Verbrauchswerte geeignet. Ab 1 Watt gute Ergebnisse. Auch bei hoher Leistung durchgängig genaue Messungen. Negativ: Anzeige erlischt beim Abziehen vom Netz, Messwerte gehen aber nicht verloren. Weniger geeignet für Messung dimmbarer Verbraucher. Tastenbeschriftung auf Englisch. Gesamturteil: gut
Schritt 3/8: Voltcraft Energymo. 3000
Einkaufspreis 39,95 Euro. Positiv: Gut lesbares Display, benutzerfreundlich. Für Messung geringer Verbrauchswerte ab 2 Watt geeignet. Anzeige bei Überlastung. Negativ: Relativ hoher Eigenverbrauch von 1,6 Watt. Nur bis 13 Ampère belastbar. Tastenbeschriftung auf Englisch. Sehr schlecht lesbare Anleitung. Als einziger ohne Kindersicherung. Gesamturteil: gut
Schritt 4/8: Düwi/Everflourish
Einkaufspreis 13,99 Euro. Positiv: Für die Messung von Geräten mit geringer Leistung geeignet (ab 1 Watt). Auch bei hohen Leistungen durchgehend genaue Messungen. Negativ: Modus im Display schwer zu erkennen. Anzeige erlischt beim Abziehen vom Netz, Messwerte gehen aber nicht verloren. Tastenbeschriftung auf Englisch. Gesamturteil: gut
Schritt 5/8: Bestmark/Unitec EIM812
Einkaufspreis 12,99 Euro. Positiv: Gut lesbares Display. Einziger mit Beschriftung in Deutsch. Anzeige von Messwerten, Änderung der Einstellung auch wennvomNetz getrennt. Batterie. Negativ: Nicht geeignet für Messung niedriger Verbrauchswerte (Stand-by). Genaue Messung erst ab 20 Watt. Sehr empfindlich gegen Netzstörung. Gesamturteil: befriedigend
Schritt 6/8: Brennenstuhl PM 230
Einkaufspreis 16,70 Euro. Positiv: Anzeige von Messwerten, Änderungen der Einstellung auch wenn Gerät vomNetz getrennt. (Batterie). Zeigt Zeitpunkt der Leistungsspitze an. Negativ: Nicht geeignet für die Messung niedriger Verbrauchswerte (Stand-by). Display klein. Kabel hängt oft vor Anzeige. Hakige Kindersicherung. Tastenbeschriftung auf Englisch. Gesamturteil: ausreichend
Schritt 7/8: WeTekom PM-30
Einkaufspreis 12,99 Euro.Positiv: Anzeige von Werten, Änderung der Einstellung auch wenn vom Netz getrennt, Akku. Das Gerät ist unempfindlich gegen Netzstörung. Negativ: Nicht geeignet für Messung niedriger Verbrauchswerte (Stand-by). Auch bei hohen Leistungen teilweise größere Messungenauigkeiten, Anleitung mit sehr kleiner Schrift. Gesamturteil: ausreichend
Schritt 8/8: ELV EM 2008
Einkaufspreis 14,95 Euro. Positiv: Anzeige von Messwerten, Änderung der Einstellung auch wenn Gerät vom Netz getrennt (Akku). Zwei Stromtarife. Negativ: Nicht geeignet für die Messung niedriger Verbrauchswerte (Stand-by). Genau (nur) bei hohen Leistungen. Tarifeingabe umständlich. Display schlecht ablesbar. Gesamturteil: ausreichend
Und noch eine Rückbesinnung auf den Physikunterricht ist für den Einsatz der Messgeräte Pflicht, nämlich der korrekte Umgang mit den Maßeinheiten: Die "Leistungsaufnahme" gibt an, wie viel Strom in diesem Moment fließt. Die Einheit ist typischerweise Watt (W). Der "Stromverbrauch" wird in Wattstunden oder Kilowattstunden berechnet. (Kilo = 1000). Dieses ist für private Stromkunden die entscheidende Größe, denn dieser Wert bestimmt Ihre Stromrechnung. Typische Preise liegen heute zwischen 17 und 22 Cent pro Kilowattstunde. Alle Informationen finden Sie auch auf Ihrer Stromrechnung. Grundsätzlich sollten Sie nicht das erstbeste Strommessgerät kaufen, das Sie in Händen halten, zu groß sind die Unterschiede in der Bedienung: Wichtig ist die Differenzierung nach Geräten, die eine eingebaute Batterie haben – und deswegen auch am Küchentisch ausgewertet werden können – und solchen, die nur am Netz funktionieren. Auch bei der Lesbarkeit der Displays und bei der Eingabe der Werte über die Tastatur gibt es große Unterschiede. Und wieviele Messvorgänge werden gegebenenfalls gespeichert?
Nicht zu unterschätzen ist auch die Verständlichkeit der Bedienungsanleitung, handelt es sich doch hier um einen Gerätetyp, der nicht selbsterklärend ist. Fehlerhafte, vielsprachige oder schlicht unverständliche Bedienungsanleitungen sind in diesem Fall also doppelt ärgerlich. Erfreulicherweise gab es bei keinem Testmuster in Punkto Sicherheit bei hohen Strömen große Beanstandungen. Bleibt nur noch die Frage nach der Qualität der angezeigten Messergebnisse: In unserem Test maßen die Ingenieure von PZT in Einzelfällen Abweichungen von bis zu 144 Prozent gegenüber den geeichten Messinstrumenten. Bei solchen Werten wird schlichtes Raten gegebenfalls zur kostengünstigen Alternative...
Wie messen? Und was bedeuten die Ergebnisse?
Bevor Sie sich dem Stromverbrauch widmen, sollten Sie sich fragen, ob das zu messende Gerät überhaupt noch zeitgemäß ist. Beispiel: die geerbte Gefriertruhe oder der verstaubte Videorekorder. - Wenn Sie messen, müssen Sie den Zeitraum festlegen: Bei Geräten im Dauerbetrieb oder auf Stand-by messen sie möglichst 24 Stunden lang. Grundsätzlich sollte man alles messen, was mehr als 15 Minuten täglich im Betrieb ist. - Bei Geräten, die zyklisch arbeiten (Waschmaschine), messen Sie einen Durchgang und multipliziern die Kosten mit den geplanten Einsätzen pro Jahr. - Beispielrechnung: Ihr alter Kühlschrank braucht 1 kWh am Tag x 365 Tage = 365 kWh. Diese mal 0,21 Euro pro kWh bedeutet Stromkosten von 76,65 Euro pro Jahr für Ihren Kühlschrank. Moderne Geräte schaffen das mit einem Viertel des Stroms. Sie könnten mit einem neuen Kühlschrank über 50 Euro im Jahr sparen.
So wurde getestet
Von jedem der Geräte hat unser Partner, das Wilhelmshavener Testinstitut PZT, im Februar 2009 mehrere Exemplare zum Testen bekommen, die wir in Baumärkten, im Elektronikfachhandel und beim Internet-Versand gekauft hatten. Die Geräte wurden im PZT-Testlabor mit kalibrierten Messgeräten auf "Herz und Nieren" geprüft. Dabei wurden der Messbereich, die Messgenauigkeit bei elektronischer Last (zum Beispiel DECT-Telefon), bei induktiver Last (motorgetriebenen Geräten) und bei ohmschen Verbrauchern (zum Beispiel Glühbirne) gemessen. Auch die Beeinflussung der Messergebnisse durch Netzstörungen wurde simuliert und bewertet. Außerdem wurde die Lesbarkeit der Displays überprüft, der Umfang der Messfunktionen beurteilt und die Handhabbarkeit bewertet. Die Bedienungsanleitungen wurden kritisch untersucht und für die Bedienungsnote gewertet. Um die Bewertung abzurunden wurden auch Eigenverbrauch, Genauigkeit und Auflösung der Anzeige (auf wie viel Kommastellen genau) sowie Eignung der Testmuster für kleine Verbraucher gemessen und überprüft.